Schiedsrichter Nützel wurde seiner gewiß nicht leichten Aufgabe gerecht, Motto:
Dort, wohin sein Blick nicht fällt, wird auch keiner 'nausgestellt!
Die sogenannten „Freundschaftsspiele" zwischen Club und Kleeblatt hatten seit dem Ausscheiden der Fürther aus der obersten Klasse noch nie soviel Interesse erweckt und so viele Fragezeichen in den Raum gemalt, wie dieses Silvestertreffen 1966. Durch den Abrutsch beim Club und die für die Fürther greifbar nahegerückte Herbstmeisterschaft war zur örtlichen Nachbarschaft wieder einmal die Nachbarschaft in der Leistungshöhe gekommen - Nachbarschaft bis zur Tuchfühlung! Sensation hing in der Luft. Und in letzter Stunde gab die Testparade des Clubnachwuchses vor dem nagelneuen Clubtrainer Merkel der Sache eine besondere Note. Sie sollte schließlich auch endgültigen Aufschluß geben über die Frage, ob die Verantwortlichen des Clubs mit der Freigabe der vier Abwanderer für die SpVgg Fürth im Juli recht gehandelt hatten: Die Gesamtleistung ergab, daß unsere jungen Kräfte schon nach wenigen Proben heute die Qualität der Abgewanderten erreichten, daß sie dort anfangen, wo die Gestrigen aufhörten.
All dies Drum und Dran zusammengezählt verlieh der Begegnung etwas von dem prickelnden Reiz eines Lokalschlagers. Erst von beiden Parteien nur als Testspiel beabsichtigt, wurde es zu einer Leistungsprüfung wie ehedem, in der der Club alle Hände voll zu tun hatte, um sein Bundesligaansehen einigermaßen zu wahren, der Fürther Partner aber nicht weniger an Erwartungen zu erfüllen hatte, wenn er die Hoffnungen auf einen Spitzenplatz der Regionalliga rechtfertigen sollte.
Die Zuschauer beider Lager wurden enttäuscht, die der Fürther wohl mehr als wir, die wir ja sieben bis acht der bisherigen „Stammspieler" nicht einsetzten. Wenn man sich erinnert, daß beim Probegalopp im Juli nach Schluß der normalen Spielzeit die Fürther auch schon ein Remis erzielt hatten, kann das heutige Unentschieden für sie kaum einen wesentlichen Fortschritt bedeuten.
Fürth begann gut, war schnell und sehr schußfreudig, begann als eine eingespielte Mannschaft, in der einige Stürmer Qualitäten zeigten, die man beim Club schon so lange herbeiwünscht. Aber das Tempo konnte keine halbe Stunde durchgestanden werden. Je älter das Spiel wurde, umsomehr zerfiel der Zusammenhang und - nachdem Windhausen ausgewechselt wurde - war der Fürther Sturm auch nur ein Lüftchen, In dieser zweiten Spielhälfte galt er aber immer noch mehr als unsere Angriffsreihe. Zwar war Strehl durch den wuchtigen, nimmermüden Greif nur technisch nicht ganz ersetzt, Miladinovic jedoch - obwohl er mehr zeigte als je in Nürnberg - baute wieder stark ab, er blieb auch nicht immer fair genug. Usbeck ist der Schnellste und so fleißig und einsatzfreudig wie Müller, in Spielwitz und Zusammenspiel haben beide noch nicht das erreicht, was einst Tasso Wild konnte und Volkert könnte, wenn seine Kraft zwei Halbzeiten durchhalten würde. Und die Torschüsse? Renner und Schöll gegenüber hatten die Beiden ja schon öfter Gelegenheit zur Bewährungsprobe, dürften ihnen daher heute noch um etwas voraus sein.
In der Läuferreihe spielte Wenauer solide. Er hat es bei der buntwechselnden Kulisse von Nebenspielern um ihn herum natürlich nicht leicht, dem Haufen Ordnung und Linie aufzuprägen. Was war heute mit Hilpert? In allen Schlachten ausgekocht und immer zuverlässig, geht ihm wohl letztlich die heutige Situation an die Nerven? Ferschl hielt sich - bis auf das weite Zuspiel. Aber wer kann das zur Zeit überhaupt in einem Clubteam? Und ist das etwa bei Fürth besser? In beiden Mannschaften wurden wieder einmal die Flügel zu wenig eingesetzt, das Innenspiel übertrieben, der Abwehr des Gegners damit die Aufgabe erleichtert. Daher das 0:0. Wie gleichen sich die Bilder!
Adelmann und Preißler empfahlen sich als Außenläufer, dort scheinen sie sich wohler zu fühlen als im Angriff. Strich machte keinen Fehler. Er profitierte durch den Leistungsabfall der gegnerischen Stürmer in Situationen, die er in einem Bundesligaspiel wohl nicht immer überstanden hätte. Von Flachenecker sei geschwiegen, er mußte halt gar zu lange aussetzen.
Zusammenfassend sei gesagt, daß das Spiel lebhaft und interessant war, drum hielten auch die Zuschauer trotz des Regens bis zum Schluß durch. Fußball ohne Tore aber ist wie die Suppe ohne Salz. Das war immer so und wird auch in der Zukunft so bleiben! Zum Silvesterpunsch nur einen Wunsch - Tore, Tore, Tore!
Pelzner