Uwe Seeler, der vor Beginn des Treffens für das 500. Spiel für den HSV mit Blumen geehrt und von den Zuschauern am meisten gefeiert wurde, konnte wegen einer Verletzung nicht mitwirken.
Dennoch begann der HSV, beflügelt vom rauschenden Beifall für Seeler, mit stürmischen Angriffen. Es schien, als wollten die Hamburger an diesem Tag Revanche für ihre im Vorjahr erlittenen Niederlagen nehmen.
Die Voraussetzungen dafür waren trotz Uwe's Ausfall nicht ungünstig, da der HSV erstmals Elmar May einsetzen konnte, den die Nürnberger in nicht allzu angenehmer Erinnerung hatten. Doch Fritz Popp nahm von Anfang an den Ex-Neunkirchener scharf in die Zange und ließ keinen Zweifel darüber aufkommen, daß May bei seinem Bundesliga-Debüt für den HSV keine großen Lorbeeren ernten würde. Die 1. große Chance bot sich nach 8 Minuten Jovan Miladinovic, der eine maßgerechte Flanke von Greif etwa 8 m vor dem Tor verstolperte. Gleich darauf brachte derselbe Spieler einen herrlichen Kopfball an, den der ausgezeichnete Hamburger Torhüter aber glänzend parierte. Das Spiel war weiterhin sehr schnell, wobei die Hamburger leichte Feldvorteile hatten. Doch die Gegenangriffe des Clubs wirkten gefährlicher. Auch nach der Pause konnten die Hamburger keine torreifen Situationen herausspielen. Statt dessen gelang dem Nürnberger Außenläufer Leupold nach einem Sololauf über 40 m durch einen harten Flachschuß aus ca. 18 m Entfernung ins linke untere Toreck das 0:1.
Die Hamburger verstärkten daraufhin ihre Angriffe, aber die Clubabwehr im Verein mit dem hervorragenden Wabra ließ keinen Treffer zu. Die aufkommende Nervosität und die Pfiffe der Hamburger Zuschauer taten das ihre, um der Heimmannschaft den letzten Rest an Selbstvertrauen zu nehmen. Einmal bedurfte es allerdings einer Glanzleistung des Clubstoppers L. Müller, der ein torpedoartiges Geschoß von Charly Dörfel aus der kurzen Ecke im Hechtsprung herausköpfte, um den Ausgleich zu verhindern. Die Zweikämpfe Dörfel - Hilpert, May - Popp und Pohlschmidt - Ferschl gehörten zweifelsohne zu den Höhepunkten dieses Treffens. Der 1. FCN hielt in der letzten Viertelstunde geschickt den Ball in den eigenen Reihen, so daß vor Wabras Tor keine ernsthafte Gefahr mehr entstand.
Es war kein berauschendes Spiel, aber letztlich entscheidet der Erfolg. Durch die Hereinnahme von Greif kam wieder etwas frischer Wind in den Nürnberger Sturm. Außerdem lieferte Miladinovic sein bisher bestes Spiel für den Club. Nur sollte er sich seine versteckten und auch offenen Fouls abgewöhnen; denn das könnte leicht zu einem Platzverweis führen.
Der Schiedsrichter ahndete die häufig unfairen Attacken von Horst gegen Brungs nur in den seltensten Fällen und versagte dem Club in der 2. Halbzeit auch einen klaren Handelfmeter. Mit den Schiedsrichtern scheint der l. FCN derzeit kein Glück zu haben. Aber was soll's, er konnte dennoch 2 wertvolle Punkte aus Hamburg mitnehmen.
Dr. Lobenhofer