Schier 40 Jahre ist das Nürnberger Stadion alt, doch alle Jubelstürme, die diese weithin bekannte Arena schon erlebt hat, wurden am 18. 2. 67 überboten! Die Ursache war ein Tor, das für den 1. FCN notwendig war wie das tägliche Brot, ein Tor, das bei aller Überlegenheit des nahezu pausenlos stürmenden Clubs nicht fallen wollte, ein Tor, das mehrmals in der Luft hing und doch nicht Wirklichkeit zu werden schien, da sich zur cleveren und reckenhaften HSV-Deckung auch noch Fortuna gesellte. Doch just als die 44 000 auf den Rängen bereits resignierten und zu Fatalisten wurden, als keiner mehr an ein „happy end" zu glauben wagte, fiel jener heiß ersehnte Treffer, der den Club nach 12 sieglosen Bundesligaspielen endlich wieder triumphieren ließ.
Er fiel buchstäblich in letzter Sekunde und er mußte fallen, weil auf dem grünen Rasen eine Clubelf kämpfte, deren Einsatzfreude und Siegeswillen gerechterweise nur mir einem Sieg belohnt werden konnte.
Als es soweit war, gerieten alt und jung, Clubspieler und mehr als 40 000 Fußballfreunde in einen wahren Freudentaumel. Der Siegesruf „Tor" ließ das Stadion erzittern, wildfremde Menschen umarmten sich, der Torschütze Franz Brungs wurde von seinen Kameraden schier erdrückt, man sah Purzelbäume, Freudentänze und Freudentränen.
Der Ablauf dieser beideutenden Begegnung allerdings kann mit wenigen Sätzen geschildert werden, denn es war mehr oder minder ein Spiel auf ein Tor. Doch vor diesem Tor standen Könner wie Schwerin, Schulz, Horst, Kurbjuhn und Sandmann. Zudem waren die Hanseaten von Beginn an auf ein Unentschieden bedacht. Ihr Sturm trat, trotz Uwe Seeler und Gerd Dörfel, kaum in Erscheinung. Uwe wurde von Tasso Wild, der nur auf dem Papier als Rechtsaußen nominiert war, hervorragend bewacht und der in letzter Zeit so sehr gerühmte Gerd Dörfel machte gegen Horst Leupold kaum einen Stich. Lediglich in der 75. Minute hatte der Hamburger Linksaußen nach einer schnellen Quer-Steil-Kombination plötzlich freie Bahn, aber sein Schuß ging an die Außenkante des rechten Torbalkens. Doch das war genau genommen die einzige Chance, die sich dem HSV bot. Ansonst ließ sich die aufmerksame Clubabwehr, die in Nandl Wenauer einen großartigen und souverän spielenden Ausputzer besaß, nicht überlisten.
Der 1. FCN hingegen hatte eine Reihe guter Torchancen. Auch das Eckballverhältnis von 13:2 für den Club unterstreicht, daß es vor dem Hamburger Tor oftmals turbulent zuging. Doch etliche Schüsse der Nürnberger, vor allem die des glänzend aufspielenden Reinhold Adelmann, verfehlten knapp das Ziel oder wurden eine Beute des ausgezeichneten HSV-Torhüters Schwerin. Außerdem drückte SR Niemeyer einmal beide Augen zu, als der durchgebrochene, Adelmann regelwidrig im Hamburger Strafraum zu Fall gebracht wurde. Ferner retteten Kurbjuhn und Sandmann je einmal auf der Torlinie für ihren bereits geschlagenen Keeper.
Eine weitere große Möglichkeit bot sich dem Club, als ein flacher Paß von Adelmann am leeren HSV-Gehäuse vorbeistrich und Heinz Strehl um eine Zehntelsekunde zu spät kam. Allein, das wichtige l :0 fiel schließlich doch noch. SR Niemeyer sah bereits auf die Uhr, als Steff Reisch gefühlvoll einen Freistoß vor das Hamburger Tor hob und Franz Brungs, der sich bis dahin schon als einer der besten seiner Elf erwiesen hatte, mit dem Kopf das Leider ins Netz dirigierte.
Vielleicht wäre das Spiel schon eher entschieden worden, wenn Heinz Müller den erkrankten Heiner Müller in etwa hätte ersetzen können, doch dem jungen Heinz ging zuviel daneben. Auch Georg Volkert ließ einige Wünsche offen, aber vorbildlich gekämpft haben alle Cluberer und das war eine der Wesentlichen Voraussetzungen, daß dar Bann, der seit dem 8. 10. 1966 auf dem 1. FCN lastete, endlich gebrochen werden konnte.
A.W.