Der Club bot zwar eine weitaus bessere Leistung als in Stuttgart, dennoch müssen sich die Mannen um Heinz Strehl noch gewaltig steigern, wenn sich die Ränge des Nürnberger Stadions wieder füllen sollen.
Dieses Mal wurde der spärlich erschienene Clubanhang nur dadurch befriedigt und versöhnt, weil ein bereits verloren geglaubtes Spiel noch mit einem Sieg endete. Denn bis zur 70. Minute sah es ganz darnach aus, als ob die zwar offensiv, aber zu schablonenhaft und überaus verkrampft operierenden Nürnberger keinerlei Mittel fänden, um den Meidericher Riegel zu knacken. Dabei verdienten sich die Clubstürmer Strehl, Brungs, Usbeck und Volkert zumindest in punkto Fleiß und Einsatzfreude ein Sonderlob. Aber Jovan Miladinovic, das heißt just jener Mann, von dem so viel erwartet wird, blieb seinem großen Ruf nahezu alles schuldig. Er fand keinerlei Bindung zu seinen Kameraden, spielte weder eine mittelfeldbeherrschende noch eine Stürmerrolle, wirkte, abgesehen von einigen feinen Kopfbällen und unnötigen Fouls, völlig verschüchtert und fiel fast 100% ig aus. Da nicht anzunehmen ist, daß der zwanzigfache jugoslawische Nationalspieler das Fußballspielen plötzlich verlernt hat, kann seine schwache Leistung nur darauf zurückzuführen Siein, daß er mit den Anweisungen des Clubtrainers noch nicht zurecht kommt. Man sollte sich deshalb in Geduld üben.
Der Club hatte somit nur Steff Reisch als Mittelfeldspieler und das war, so sehr sich dieser auch bemühte, eben zu wenig.
Die Nürnberger Abwehr sah sich vor keine großen Probleme gestellt, Ludwig Müller vertrat den verletzten „Nandl" Wenauer ausgezeichnet, während Roland Wabra nur einmal nicht richtig schaltete und prompt hinter sich greifen mußte.
Dies geschah in der 67. Minute, als Rühl aus gut 30 -m Entfernung einen Freistoß über die Nürnberger Mauer hinweg ins Netz hob. Vorher gab es wenig torreife Szenen. Miladinovic hatte in der 1. Halbzeit mit zwei Kopfbällen Pech und einmal schoß Volkert knapp neben den Pfosten.
Nach der Pause wurden die Aktionen des Clubs etwas druckvoller. In der 62. Minute stellte SR Herten den Meidericher Lotz, der bis dahin Heinz Strehl auf Schritt und Tritt gefolgt war, wegen eines harmlosen Foulspiels vom Platz.
Dann folgte das überraschende 0:1 und 4 Minuten später jagte Georg Volkert das Leder aus spitzem Winkel zum l :1 ins Meidericher Gehäuse.
Das gab den Nürnbergern weiteren Auftrieb. Immer wieder stand Manglitz im Brennpunkt des Geschehens. Schließlich erwischte der weit aufgerückte Helmut Hilpert nach einem Eckball das Leder und sein Scharfschuß schlug zum 2:1 unter dem Querbalken ein. Fünf Minuten vor dem Schlußpfiff stellte Heinz Strehl nach Vorarbeit von Usbeck mit einem Kopfball das Endresultat her.
Der Sieg des Clubs war verdient, denn die Meidericher beschränkten sich von vornherein darauf, einen Auswärtspunkt zu ermauern.
A. W.