Die Ablösung des umstrittenen Dogmatikers Csaknady und das Erscheinen des Tabellenzweiten Eintracht Frankfurt lockten weitaus mehr Fußballfreunde ins Nürnberger Stadion als in den letzten Wochen, Freilich, noch blieb die Zuschauerzahl um ein Fünftel unter dem notwendigen „Besucher-Soll", doch das dürfte sich ändern, falls der Club sein „Soll" auch künftig so gut erfüllt, wie in diesem Spiel.
Hauptursache seiner erfreulichen Leistungssteigerung war zweifellos, daß Csaknady's Nachfolger davon absah, die Clubelf in eine taktische Zwangsjacke zu pressen. Jenö Vincze, der neue Mann auf der Trainerbank des 1. FCN, hatte den Mut, die Clubelf „spielen" zu lassen. Davon profitierten vor allem der wiedergenesene Steff Reisch und der noch kurz vor dem Anstoß vom Lampenfieber befallene Debütant Heinz Müller. Ihm wurde lediglich eingeimpft: „Spiel wie bei den Clubamateuren!"
Diese Order war der richtige Marschbefehl, denn der junge Mann trumpfte mit zunehmender Spieldauer wie ein guter Routinier auf und sorgte im Verein mit Steff Reisch und Heinz Strehl dafür, daß das seit Wochen im Argen liegende Mittelfeldspiel des Clubs wieder Niveau und Farbe erhielt.
Leider wies die Nürnberger Deckung eine brüchige Stelle auf, ansonst hätten die cleveren Gäste, die besonders in der 1. Halbzeit zu überzeugen wußten und einige klare Möglichkeiten herausspielten, vermutlich keinen Treffer erzielt, denn im Clubtor stand ein Roland Wabra, der schier unschlagbar schien.
Der schwache Mann in der Clubabwehr war Heinz Ferschl. Er hatte einen rabenschwarzen Tag erwischt und vermochte den gewiß nicht allzu schnellen Lotz kaum zu bremsen. Zu allem Pech fiel das entscheidende 0:1 zu einem Zeitpunkt, als die Gäste ihr Pulver schon verschossen hatten und das Spiel im Zeichen einer klaren Überlegenheit des Clubs stand. Auch die Art, wie dieser Treffer zustandekam, zeugt davon, daß Fortuna mit dem Club nicht im Bunde war.
Lotz hatte Ferschl einmal mehr das Nachsehen gegeben und vor das Clubtor gepaßt. Dort versuchten zwei Nürnberger die Situation zu bereinigen und fabrizierten einen Preßschlag. Der Ball kullerte zum lauernden Solz und der Frankfurter Linksaußen lenkte die Kugel ins Netz. Ein ausgesprochen „dummes" Tor also, doch der Club ließ sich dadurch nicht entmutigen. Er tat alles, um wenigstens einen Punkt zu retten, aber sein Bemühen war nicht zuletzt deshalb zum Scheitern verurteilt, weil der großartig beginnende Georg Volkert bereits in der 26. Minute verletzt worden war und von da an nur noch als Statist mitwirken konnte. Außerdem vergaben Franz Brungs und Ludwig Müller mindestens zwei bis drei gute Möglichkeiten.
Man kann daher mit Recht von einer unglücklichen Clubniederlage sprechen, wenngleich nicht übersehen werden darf, daß die Frankfurter gleich vielen Bundesligamannschaften technisch perfekter waren als der Club. Das aber geht auf das Konto des abgelösten „Kommandeurs" Csaknady, der seit Juli 1965 nach Belieben schalten und walten konnte.
Denn wer kann bestreiten, daß der Club vordem am Ball stärker war? Sein klar erkennbarer technischer Rückschritt aber dürfte gleichfalls mit ausschlaggebend gewesen sein, daß den Frankfurtern der erste Bundesligasieg über den 1. FCN gelang.
A. W.