12. Spieltag 1966 / 67 Sa., 05.11.1966

Bundesliga

1. FC Nürnberg - Rot-Weiß Essen

1:1 (1:1)

1. FC NÜRNBERG:

Strich,

Hilpert, Leupold,

L. Müller, Wenauer, Ferschl,

Volkert, Wild, Brungs, Strehl, Usbeck

Trainer: Csaknady

Tore: 1:0 Volkert (9.)

ROT-WEIß ESSEN:

Roß,

Steinig, Lil,

Frankowski, Fettig, Dietrich,

Weinberg, Simmet, Koslowski, Hasebrink, Bergmann

Trainer: Pliska

Tore: 1:1 Hasebrink (42.)

-

Schiedsrichter: Deuschel

Zuschauer: 10.000

Besondere Vorkommnisse: Keine

Spielbericht aus der FCN - Vereinszeitung Nummer 12 vom Dezember 1966

Clubelf schwächer denn je!

Der bereits angekündigte Einbau junger Kräfte in die Clubelf fand nicht statt. Jenö Csaknady verschloß sich allen gutgemeinten Wünschen, Bitten und Beschwörungen. Er baute erneut auf die seit Wochen versagende „alte Garde". Was ihn dazu bewog, wissen die Götter. Denn die Gefahr, daß eine Umstellung eine noch schlechtere Leistung im Gefolge haben könnte, war seit Mönchengladbach nicht mehr gegeben. Im Gegenteil, alles sprach dafür, daß junge Talente dem Clubspiel neue Impulse verleihen würden. Aber der Clubtrainer wollte von dieser Wahrscheinlichkeitsrechnung, die im Grunde genommen gar keine mehr war, nichts wissen. Er blieb stur und hoffte anscheinend auf ein Wunder. Allein, er hoffte vergebens. Kurz, es gab im erschreckend leeren Nürnberger Stadion kein Mirakel, sondern ein kaum vorstellbares Debakel. Das mag bei einem unentschieden verlaufenen Spiel etwas seltsam klingen, doch alle Zuschauer, angefangen vom Experten bis zum Laien, waren sich nach Ablauf der neunzig Minuten darin einig, daß der deutsche Rekordmeister das schlechteste Heimspiel seit Bestehen der Bundesliga geliefert hat. Der Club glich einer völlig verbildeten und aus allen Fugen geratenen Elf. Etliche Fächleute bezeichneten ihn sogar als „Trümmerhaufen". Er beherrschte kaum noch das Fußball-ABC und so war es kein Wunder, daß bereits zwanzig Minuten vor dem Schlußpfiff viele Clubfreunde abwanderten. Sie hatten genug und auch mir fällt es schwer, weitere Worte zu verlieren.

Man möge deshalb Verständnis dafür haben, wenn ich lediglich die bemerkenswertesten Spielszenen schildere.

Dem l :0 ging ein kapitaler Leichtsinns fehler der Essener Abwehr voraus. Brungs kam dadurch zu einem Pfostenschuß und das zurückspringende Leder konnte von Volkert ins Netz gedonnert werden. Der Ausgleich fiel 3 Minuten vor der Pause nach einem Eckball. Nicht weniger als 8 Nürnberger standen vor dem eigenen Gehäuse, aber sie verstanden es nicht, 3 Essener genau zu markieren. Zu allem Unglück köpfte Ludwig Müller das Leder dem ungedeckten Hasebrink maßgerecht vor die Füße, so daß letzterer keine Mühe hatte, das 1:1 zu erzielen.

Kurz darauf folgte die turbulenteste Szene des ganzen Spiels. Etwa sechsmal feuerten die Clubstürmer aufs Gästetor, doch immer wieder konnten die massiert verteidigenden Essener den Einschlag verhindern. Schließlich traf Heinz Strehl nur den Pfosten; dann war Halbzeit.

Nach der Pause kamen die Gäste aufgrund der immer kopfloser werdenden Nürnberger kaum noch in Gefahr. Einmal allerdings vergab Ferschl nach einem feinen Rückpaß von Volkert eine klare Chance, und eine weitere Möglichkeit war dahin, als die Clubstürmer bei der Ausführung eines indirekten Freistoßes versagten, der dicht vor dem Essener Tor verhängt worden war. In der Schlußphase des Spiels waren die quicklebendigen und kampfstarken Gäste, die in Verteidiger Kik und Rechtsaußen Weinberg zwei überragende Spieler hatten, dem Siegestreffer näher als der Club.

Beim 1. FCN konnten lediglich Strich und Hilpert befriedigen. Torhüter und Verteidiger jedoch vermögen keiner Fußballelf der Welt die nötige spielerische Linie zu geben. Das können nach wie vor nur gute Außenläufer und Halbstürmer. Daß es daran seit langem gebricht, wurde schon oftmals gesagt. Doch die Clubelf weist derzeit noch weitere Mängel auf. Mit Recht fragen sich daher alle Clubfreunde: „Was soll werden?"

A. W.

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