Pokal 1/2-Finale 1965 / 66 Do., 18.05.1966

Bayern München - 1. FC Nürnberg

2:1 n.V. (1:1; 0:1)

BAYERN MÜNCHEN:

Wabra;

Hilpert, Popp;

Leupold, Wenauer, Ferschl;

Allemann, Flachenecker, Brungs, Strehl, Greif

Trainer: Cajkovski

Tore: 0:1 Ohlhauser (29.), 1:2 Nowak (98.)

1. FC NÜRNBERG:

Maier;

Rigotti, Olk;

Nowak, Beckenbauer, Kupferschmidt;

Nafziger, Müller, Ohlhauser, Werner, Brenninger

Trainer: Csaknady

Tore: 1:1 Brungs (59.)

-

Schiedsrichter: Handwerker (Ketsch)

Zuschauer: 53.000

Besondere Vorkommnisse: Keine

Spielbericht aus der FCN Vereinszeitung Nummer 6 vom Juni 1966

Sepp Maier verdarb dem Club das „Happy-End"

Eines vorweg: diese 120 Minuten Fußball vergingen wie im Flug. Es gab wohl keinen unter den rund 53 000 Zuschauern, der sich auch nur eine Minute lang gelangweilt hat. Bis zur letzten Sekunde strahlte dieses Pokal-Halbfinale Rasse, Klasse und Dramatik aus. Beide Mannschaften wurden nach dem Schlußpfiff nochmals mit Beifall überschüttet, doch nur eine konnte das Spielfeld freudestrahlend verlassen, für die andere war die Chance, in's Endspiel einzuziehen, dahin. Dabei sah die unterlegene Elf bis zur 90. Minute wie der Sieger aus. Sie wuchs vor allem in der 2. Halbzeit über sich selbst hinaus, sie spielte faktisch auf ein Tor, aber in diesem Tor stand ein junger Mann mit dem Allerweltsnamen Sepp Maier. Dieser Sepp vollbrachte Wunderdinge und dürfte, falls ihm ähnliches auch weiterhin gelingt, noch in aller Welt genannt werden. Er sorgte in erster Linie dafür, daß es für den 1. FC Nürnberg kein „Happy-End" gab.

Der Club verlor unglücklich. Er mußte zwei Treffer hinnehmen, die jeder Wiener als lächerliche „Bummerln" bezeichnen würde. Er unterlag aber auch deshalb, weil es ihm zumindest an einem Außenläufer und einem Halbstürmer vom Format gebricht. Gewiß, die gesamte Clubelf verdient ein Sonderlob, jeder gab sein Bestes, aber um das Glück zu zwingen, um Spitzenmannschaften zu schlagen, muß eben noch besser „gespielt" werden.

Die Bayern bestachen in der 1. Halbzeit einmal mehr durch Technik und Spielwitz. Dennoch hatte der Club die besseren Torchancen. Allerdings schlug es bereits in der 2. Minute hinter Wabra ein, doch der plötzlich vor dem Clubtor aufgetauchte Nowak stand klar abseits. Es gab daher auch keine Reklamationen, als Schiedsrichter Handwerker Nowaks Treffer nicht anerkannte. Wenig später wurde Sepp Maier erstmals ernsthaft geprüft. Heinz Strehl feuerte aus 20 m Entfernung einen tollen Schuß ab, aber der Münchner Schlußmann flog wie ein Panther in die bedrohte Ecke.

Zwischen der 10. und 20. Minute mußte Maier weitere Großtaten verrichten. Dreimal überwanden Strehl und Brungs mit feinen Direktpässen die Münchner Abwehr und dreimal konnte der junge Bayern-Schlußmann das sicher scheinende l :0 verhindern.

Aber auch der Clubanhang hatte eine Schrecksekunde zu überstehen, als ein Schuß von Müller abgefälscht wurde und von Wabra gerade noch unschädlich gemacht werden konnte. In der 25. Minute stand der Clubtorhüter erneut im Brennpunkt des Geschehens. Ohlhauser schoß nach einer Flanke von Nafziger direkt aufs Tor, aber Wabra hielt großartig.

Kurz darauf staunten die 53 000 Besucher zunächst einmal über einen 100-m-Abstoß Maiers. Niemand ahnte Schlimmes, als sich der Ball kurz vor dem Clubstrafraum senkte und von Ohlhauser aufgenommen wurde. Schließlich stand Leupold in unmittelbarer Nähe, doch der Nürnberger Außenläufer ließ sich auf primitive Weise umspielen und Sekunden später zappelte das Leder im Netz. Dieser Treffer wirkte schockierend auf die Clubelf. Ihr bislang so elanvolles Spiel war dahin. Zwei Minuten vor dem Pausenpfiff jedoch wollte es Allemann wissen. Der Schweizer Fußball-Individualist ließ vier Münchner stehen und jagte das Leder mit Vehemenz aufs Bayern-Gehäuse. Doch Toni hatte die Rechnung ohne Sepp gemacht. Das „Münchner Kindl" parierte nicht nur sein Geschoß, sondern auch den darauffolgenden Nachschuß. Wenig später strich ein Volleyschuß von Greif nur um Zentimeter über den Balken, dann war Halbzeit.

Nach Seitenwechsel sah es ganz darnach aus, als ob sich über dem Stadion ein heftiges Gewitter entladen würde. Aber St. Peter öffnete zum Glück nur für kurze Zeit die Himmelsschleusen. Umso bedrohlicher ging es vor dem Bayerntor zu. Kurz gesagt, die Münchner gerieten in ein heftiges Clubgewitter. Aber sie hatten in Sepp Maier einen phantastischen „Blitzableiter". Zudem machte der gleichfalls überragende Franz Beckenbauer viele, erfolgversprechende Aktionen des Clubs zunichte. Dabei schössen die pausenlos angreifenden Nürnberger aus allen Rohren, aber nur einmal schlug es im Bayern-Gehäuse ein. Initiator des längst fälligen 1:1 war der energiegeladene Helmut Hilpert. Er marschierte einmal mehr unaufhaltsam nach vorn und schlug die Bresche, die Franz Brungs die Möglichkeit zum Ausgleichstreffer gab. Nunmehr befand sich der Club eindeutig auf der Siegesstraße und das 2:1 lag greifbar nahe, als Maier einen Scharfschuß Strehls nur noch an den Pfosten lenken konnte. Aber trotz der anhaltenden Überlegenheit des 1. FCN, trotz weiterer guter Möglichkeiten und obwohl jeder Clubspieler auch physisch alles in die Waagschale warf, am Ende der regulären Spielzeit stand die Partie noch immer 1:1. Damit hatte der 1. FCN die beste Chance, das Finale zu erreichen, bereits verspielt.

Denn in der Verlängerung konnten die Bayern das Treffen wieder offener gestalten. Sie hatten auch gleich zu Beginn der nunmehr folgenden 2mal 15 Minuten einige klare Gelegenheiten. Dennoch hätte der Club zumindest eine zweite Begegnung erreichen kön­nen, wenn nicht dem bis zur 99. Minute fehlerlos spielenden Helmut Hilpert ein grober Schnitzer unterlaufen wäre, der zu einem Eckball führte. Das Leder kam zu Nowak und der Ex-Schalker verwandeilte mit dem Kopf zum l :2.

Erneut stürmte der Club mit aller Macht. Aber die Nürnberger hatten sich zu sehr verausgabt, um nochmals eine ähnliche Überlegenheit wie in der 2. Halbzeit zu erzwingen. Dennoch lag ein 2:2 ebenso im Bereich des möglichen wie ein 1:3.

Nun, es hat nicht sollen sein. Der Pokaltraum 1966 ist zu Ende, aber erfreulicherweise berechtigt dieses Ende, vorausgesetzt, daß sich der Club auf einigen Posten verstärken kann, zu neuen Hoffnungen.

A. W.

Ein dramatisches Pokalspiel erlebten über 50000  Zuschauer beim 1:2 des Club gegen die Münchener Bayern, wobei der Glücklichere gewann.

Überragender Mann war Münchens Torwart Maier, der hier einen Schuß Heinz Strehl's noch ablenken kann. Links Beckenbauer und Kupferschmid.

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