Knapp 30000 Zuschauer, darunter zahlreiche Schlachtenbummler aus der alten Noris, erlebten im Frankfurter Waldstadion wieder den ersten Heimerfolg der Eintracht, noch den ersten Auswärtssieg der Nürnberger. Dabei hatte der Club weitaus bessere Möglichkeiten, beide Punkte zu ergattern als die überaus nervösen Gastgeber.
Doch auch die Leistung der Weinroten war keineswegs überzeugend, obwohl im Lager des 1. FCN letztlich Zufriedenheit darüber herrschte, daß wenigstens ein Punkt aus der Mainmetropole entführt werden konnte.
Vor allem die Außenläufer und Halbstürmer des Clubs spielten unter Form. Stefan Reisch schaltete sich zwar laufend ins Angriffsspiel ein, aber seine Pässe kamen ebenso wenig an, wie die von Ludwig Müller, der sich nur darin versuchte, den Frankfurter Halbstürmer Solz zu bewachen. Auch der unermüdliche Heiner Müller brachte das Leder zumeist an die falsche Adresse, während Tasso Wild an diesem Tag kaum in der Lage war, eine weitere Sturmspitze zu bilden. Somit hatte der Club lediglich in Heinz Strehl einen gefährlichen Innenstürmer. Kein Wunder, daß von vielen Flankenbällen nur einer verwertet werden konnte.
Der 1. FCN begann sehr selbstbewußt. Schon in den ersten Minuten mußte sich Loy gewaltig strecken, um einen Weitschuß von Heiner Müller unschädlich zu machen. Dann kamen die Frankfurter besser ins Spiel, aber als Heinz Strehl nach guter Vorarbeit von Manfred Greif den Führungstreffer erzielen konnte, sah es ganz darnach aus, als ob die Eintracht eine weitere Heimniederlage einstecken müßte. Doch die nun folgenden Nürnberger Angriffe wurden zu schematisch und drucklos vorgetragen. Sie genügten zwar, um die keineswegs sattelfeste Eintracht-Abwehr mehrmals in Verlegenheit zu bringen, aber ein beherzt handelnder Vollstrecker fehlte. Kurz vor dem Pausenpfiff atmete der Frankfurter Anhang hörbar auf, als Heiner Müller einen Flankenball von Greif lediglich um Zentimeter verfehlte.
Dafür schien zehn Minuten nach Halbzeit das alles entscheidende 0:2 zu fallen. Heinz Strehl hatte die Eintracht-Deckung ausgespielt. Sein Rückpaß kam zu Tasso Wild, der Clubhalblinke schoß aus ca. 8 Metern Entfernung, doch Loy konnte den zwar plaziert, aber nicht scharf genug getretenen Ball zur Ecke lenken. Wenig später fiel durch Stein nach einer Flanke von Kraus der Ausgleich. Steins Geschoß war zwar unhaltbar, doch Kraus hätte bei etwas Aufmerksamkeit keinesfalls zum Initiator dieses Treffers werden dürfen.
Nun blies die Eintracht zur General-Offensive. Sie stürmte mit allen Mannen, aber zum Glück ohne Konzept, denn auf Seiten des Clubs leisteten nur Nandl Wenauer und Roland Wabra hervorragende Abwehrarbeit, während ihre Kollegen mehr oder minder ins Schwimmen gerieten. Viel zu oft konnten die Frankfurter aus mißglückten Abwehraktionen Kapital schlagen und neue Angriffe inszenieren. Erst nach bangen 10 Minuten vermochte sich der Club wieder frei zu machen. In der 78. Minute drohte erneut Gefahr, als Huberts zum Schuß kam, aber der Eintracht-Mittelstürmer drosch den Ball knapp neben das Tor. Doch in der Schlußphase des Spiels waren die Nürnberger dem Sieg wieder näher als die Frankfurter. Fünf Minuten vor dem Abpfiff donnerte Heiner Müller das Leder an den Pfosten und wohl niemand hätte von einem unverdienten Sieg des Clubs gesprochen, wenn dieser Ball ins Netz gegangen wäre.
A. W.