Kein Zweifel, die Sympathien der Düsseldorfer galten dem 1. FCN. Die Nürnberger wurden beim Betreten des Rheinstadions mit viel Beifall und die Kölner mit Pfiffen empfangen. Ein Beweis dafür, daß die Mehrzahl der rund 25 000 Zuschauer den großen Favoriten stolpern sehen wollte.
Doch die Kölner scherten sich keinen Deut um die Mißgunst des Publikums. Sie schienen im Club einmal mehr einen leichten Gegner gefunden zu haben. Ihr wirbelndes Kombinationsspiel ließ unter den Nürnberger Schlachtenbummlern böse Erinnerungen wach werden. Ehe noch 10 Minuten um waren, hatte Hans Schäfer mit einem unhaltbaren Schuß ins Schwarze getroffen.
Auch nach dem Führungstreffer griffen die Kölner unentwegt an. Aber allmählich fing sich der Club. Das Spiel wurde ausgeglichener und kurz vor dem Halbzeitpfiff gelang Billmann das vielumjubelte 1:1.
Nach der Pause forcierte Köln das Tempo. In der 61. Minute brachte der nach halblinks rochierte Thielen die Domstädter erneut in Führung. Doch weitere Treffer ließ die nunmehr gut eingestellte Clubabwehr nicht zu. Vor allem Gerd Strick zeigte hervorragende Paraden. Auch vor dem Kölner Tor wurde es mehrmals brenzlig. Aber der zumeist mit nur drei Stürmern operierende Clubangriff wurde zunächst immer wieder gebremst. In der 78. Minute jedoch erhielt Morlock eine feine Vorlage, und ehe Ewert eingreifen konnte, hatte Maxl die Gelegenheit beim Schöpf gepackt und überlegt eingeschossen. Der Jubel, den dieser Treffer auslöste, hätte in Nürnberg kaum größer sein können. Die Düsseldorfer witterten eine Sensation und drei Minuten vor Schluß der regulären Spielzeit schienen die Kölner ausgebootet zu sein. Jürgen Billmann kam vor Ewerts Gehäuse zum Schuß, aber Nürnbergs „Benjamin" wurde bedrängt und der Ball ging über das Tor.
Wenige Minuten nach Beginn der Verlängerung gelang dem freistehenden Kölner Außenläufer Hemmersbach ein wahrer Sonntagsschuß. Damit war die Entscheidung gefallen, obwohl der Club nunmehr alles auf eine Karte setzte und der Kölner Abwehr gehörig einheizte. Doch es hat nicht sollen sein.
Im übrigen gewann die bessere Mannschaft. Alle Kölner Spieler waren stets in Bewegung. Jeder war anzuspielen, der Ball wurde kaum angehalten und zumeist direkt weitergeleitet. Der Spielfluß der Kölner war eine Augenweide.
Der Club bestach durch seinen Kampfgeist, durch gute Abwehr- und Einzelleistungen.
Auf jeden Fall haben sich die ersatzgeschwächten Nürnberger achtbar aus der Affäre gezogen.
A. W.