Der 1. FC Nürnberg hat durch einen keinesfalls unverdienten Auswärtserfolg in Frankfurt die Chance auf den Klassenerhalt gewahrt. Frankfurt ging zwar früh in Front, der Club aber fand zurück ins Spiel und gab der Partie die Wende. Überschattet wurde die Begegnung von Ausschreitungen in der Nürnberger Kurve, die durch das Abbrennen von Böllern und Leuchtraketen für eine 21-minütige Spielunterbrechung gesorgt hatten.
Frankfurts Trainer Friedhelm Funkel musste nach dem 2:0-Erfolg in Leverkusen seine beiden Innenverteidiger ersetzen. Für Galindo (Oberschenkelzerrung) und Kyrgiakos (erneuter Nasenbeinbruch) liefen Vasoski und Caio von Beginn an auf. Russ rutschte nach hinten in die Viererkette. Mit Oberligaspieler Norman Theuerkauf und dem A-Jugendlichen Jürgen Mössmer standen zwei Bundesliganeulinge im Eintracht-Kader. Auf Nürnberger Seite nahm Thomas von Heesen nach dem 1:1 gegen die Bayern drei Änderungen vor. Die gelbgesperrten Wolf und Engelhardt wurden durch Spiranovic und Kluge vertreten, für den zuletzt schwachen Koller rückte Charisteas in die Startelf. Im Tor stand erneut Blazek, Klewer saß nach seiner Mandelentzündung auf der Bank.
Die Partie war gerade einmal gut zwei Minuten alt, da musste der tschechische Keeper auch schon hinter sich greifen. Nachdem Amanatidis auf der linken Seite Abardonado abgeschüttelt hatte, flankte der Grieche nach innen und fand den völlig freistehenden Fink, der aus 14 Metern mit einem sehenswerten Volleyschuss zum 1:0 traf (3.). Mit der frühen Führung im Rücken spielte die Eintracht in der Anfangsphase weiter nach vorne. Fenin traf nach schönem Zuspiel von Fink nur das Außennetz (8.), Ochs scheiterte aus der Distanz an Blazek.
Der Club brauchte einige Minuten, um sich zu sammeln, fand dann aber eindrucksvoll ins Spiel. Von Pinola über links bedient, setzte Saenko das Leder nur haarscharf neben den rechten Pfosten (17.). Eine Minute später machte es Charisteas besser. Misimovic drang in den Strafraum ein und passte flach vors Tor, wo der Grieche aus zwei Metern mühelos zum 1:1 einschieben konnte (18.). Es entwickelte sich ein Duell auf Augenhöhe, in dem beide Teams auf spielerische Weise den Weg zum Erfolg suchten, ehe der sportliche Wettstreit vorübergehend in den Hintergrund rückte.
Nachdem es im Nürnberger Fanblock wiederholt zu lautstarken Explosionen gekommen war, sah sich Referee Gagelmann nach einer halben Stunde dazu gezwungen, die Partie zu unterbrechen. Auf dem Platz liegende, brennende Feuerwerkskörper ließen dem Unparteiischen keine andere Wahl. Während sich Teile der mitgereisten fränkischen Anhänger selbst feierten, strömten unzählige Polizisten in den Block; Club-Präsident Michael A. Roth versuchte die aufgebrachte Masse per Stadionmikrofon zu beruhigen. Erst nach 21 Minuten konnte die Begegnung fortgeführt werden.
Frankfurt fand deutlich besser in den zweiten Teil des ersten Durchgangs. Amanatidis (45.+6) und Caio per Freistoß (45.+9) strahlten zunächst aber kaum Gefahr aus. Gefährlich wurde es dann in der elften Minute der Nachspielzeit. Ochs hob den Ball aus gut 40 Metern in den Strafraum und fand Fink. Der Schütze des ersten Tores tauchte völlig frei vor Blazek auf und legte das Leder am tschechischen Keeper vorbei, auf der Linie bewahrte Pinola den Club jedoch vor dem neuerlichen Rückstand. Die Hessen blieben bis zum Halbzeitpfiff feldüberlegen, Torchancen brachten allerdings beide Teams in der Folge nicht mehr zustande.
Wie schon im ersten Durchgang, dauerte es auch nach dem Seitenwechsel nicht lange, ehe es klingelte. Diesmal jubelten allerdings die Nürnberger. Nach einer Misimovic-Ecke konnte Nikolov den Ball nicht festhalten und ließ ihn nach vorne abprallen, wo die Frankfurter Hintermannschaft das Leder nicht aus der Gefahrenzone brachte, und Vittek aus dem Gewühl heraus zum 1:2 traf. Die Begegnung blieb in der Folge ausgeglichen. Nürnberg verzichtete auf reine Ergebnissicherung, Frankfurt versuchte, das Heft in die Hand zu nehmen. Während die Eintracht-Defensive gleich zweimal den zum Konter ansetzenden Charisteas im letzten Moment stoppen konnte, verhinderte der Linienrichter auf der Gegenseite den Ausgleich. Nach einer Fink-Flanke kam Russ aus fünf Metern frei zum Kopfball, scheiterte aber am hervorragend reagierenden Blazek. Amanatidis drückte den Abpraller zwar über die Linie, stand bei Russ' Kopfball aber klar im Abseits (63.).
Die Partie bot weiter einen ausgesprochen hohen Unterhaltungswert. Der eingewechselte Mantzios köpfte aus zwei Metern über das Tor (70.), auf der Gegenseite traf Joker Mintal nur die Latte (72.), während sich Charisteas alleine vor Nikolov den Ball zu weit vorlegte (77.). In der Schlussphase verstärkte von Heesen mit Glauber die Defensive und setzte nun ausschließlich auf Konter. Einer dieser Gegegenangriff brachte dann auch die Entscheidung. Galasek schickte Mintal auf rechts auf die Reise. Der Slowake flankte auf den mitgelaufenen Misimovic, und der Bosnier schob das Leder gegen Nikolovs Laufrichtung zum 1:3 in die Maschen (83.). Frankurt gab sich damit geschlagen und fand in den letzten Minuten nicht mehr ins Spiel zurück.
Eintracht Frankfurt muss am kommenden Samstag in Hannover antreten, Nürnberg trifft bereits am Freitag vor heimischem Publikum auf den VfL Wolfsburg.
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