Der 1. FC Nürnberg konnte sein "Abstiegsendspiel" nicht gewinnen und muss sich gegen Bochum mit einem leistungsgerechten Remis zufrieden geben. Die beiden Tore fielen früh und waren der Auftakt einer ansehnlichen ersten Halbzeit. Der zweite Durchgang dagegen war von beiden Seiten einfach nur schwach.
Nürnbergs Trainer Thomas von Heesen wechselte nach dem 1:4 in Leverkusen seine Startformation zweimal: Der zuletzt gelbgesperrte Pinola kehrte auf seine angestammte Linksverteidiger-Position zurück und der wiedergenesene Kapitän Galasek rückte wieder ins defensive Mittelfeld. Dafür weichen mussten Kristiansen und Reinhardt.
Bochums Coach Marcel Koller musste nach dem 1:1 gegen Stuttgart nur auf einer Position etwas ändern. Der unter leichten Knieproblemen leidende Ono saß zunächst nur auf der Bank und wurde hinter den Spitzen durch Azaouagh ersetzt.
Den Nürnbergern, die in der Anfangsphase von einem Teil ihrer Fans als Protest gegen die zweite Halbzeit von Leverkusen 19 Minuten lang nicht unterstützt wurden, merkte man die Bedeutung des Spiels an. Bochum störte früh und so hatte der Club Probleme, das Spiel geordnet aufzubauen. Nach einem Ballgewinn der Bochumer am Mittelkreis war es dann Dabrowski, der Sestak steil schickte. Der pfeilschnelle Slowake ließ Glauber stehen und überwand FCN-Keeper Klewer mit einem überlegten Abschluss aus zwölf Metern zum Bochumer Führungstor (5.). Nun war es mucksmäuschenstill im weiten Rund des Nürnberger Stadions.
Allerdings nur für wenige Minuten. Denn dann hatte der im ersten Abschnitt sehr agile Vittek seinen Auftritt über rechts und legte überlegt zurück auf Saenko. Der Russe drosch über den Ball, der von Kollers Hacke schließlich bei Mismovic landete, und der Ex-Bochumer machte aus kürzester Distanz den 1:1-Ausgleich (8.). Nun war Nürnberg im Spiel - die drei offensiven Kräfte Saenko, Vittek und Misimovic waren vom VfL kaum zu halten. Richtig hochkarätige Chancen sprangen aber nicht heraus: Die größte Gelegenheit hatte Saenko, dessen Schuss VfL-Keeper Lastuvka unter dem Bauch durchrutschen ließ, aber das Leder trudelte knapp neben dem langen Pfosten ins Aus (22.). Zwei Freistoßchancen ließ Misimovic liegen, der in der 14. und 45. Minute jeweils danebenzielte. Auch Vitteks Solo endete kläglich, nachdem der Slowake Maltritz stehenließ, doch beim Schuss die Kugel nicht voll traf (43.).
Die Bochumer fanden nach dem Führungstor in der Offensive so gut wie nicht mehr statt. Doch wenn die Koller-Elf schnell auf Sestak spielte, dann schwammen die Franken. So wie in der 31. Minute, als der Slowake Mittelstürmer Auer bedienen wollte, doch Kristiansen klärte in höchster Not zur Ecke. Der Däne war in der 26. Minute ins Spiel gekommen, weil der eingewechselte Reinhardt nach Mnaris Verletzung nur drei Minuten spielte und dann mit einer Oberschenkelblessur wieder runter musste.
Vor dem Halbzeitpfiff leistete sich FCN-Keeper Klewer noch einen Aussetzer, als er Sestak völlig übermotiviert umstieß, doch weder Schiedsrichter Rafati noch seine Assistenten hatten die Aktion gesehen. Vorangegangen war ein gestrecktes Bein des VfL-Torjägers gegen den Nürnberger Schlussmann.
Die zweite Halbzeit war bis zur 70. Minute ohne Höhepunkte, beide Mannschaften beharkten sich nun im Mittelfeld, die spielerische Linie ging auf beiden Seiten in dieser Phase völlig verloren. Weder Azaouagh noch der eingewechselte Ono auf Seiten des VfL noch Misimovic oder Galasek beim Club konnten der Partie eine Struktur geben. So kam der Ball nur nach Standards in den Strafraum, doch auch dort konnten sich die Offensivspieler kaum durchsetzen.
Mit zunehmnder Spieldauer wurden die Aktionen des FCN immer fahriger und erst in der Schlussphase drängte Nürnberg ein wenig energischer, aber weiterhin wenig durchdacht. Die Bochumer schienen sich früh mit dem Remis zufrieden zu geben und taten nicht mehr viel, um das Spiel in der ganz schwachen zweiten Hälfte noch etwas ansehnlicher zu machen.
In der Schlussphase hatten Mintal und Azaouagh die beiden einzigen Torchancen aus dem Spiel heraus im zweiten Durchgang, doch der Nürnberger zielte knapp daneben (87.), und der Bochumer wurde von Glauber gestoppt (89.). So sollte es beim 1:1 bleiben - ein leistungsgerechtes Remis in einem Spiel, das keinen Sieger verdient gehabt hätte.
Der 1. FC Nürnberg spielt am kommenden Samstag das mit Spannung erwartete Derby gegen den FC Bayern. Auch die Bochumer haben ein Derby vor der Brust - der VfL misst sich im Revierschlager mit Borussia Dortmund.
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