Personal: Leverkusen wieder mit Ramelow (Zerrung auskuriert) im zentralen Mittelfeld, Heintze mußte auf die Bank. Beim 1. FC Nürnberg stand Skoog für den gesperrten Kuka in der Angriffsformation, Neuerwerbung Nikl spielte für Günther erstmals von Beginn an.
Taktik: Ramelows Rückkehr ließ Bayer wieder zur bewährten Taktik zurückkehren: Ein offensiver Libero (Nowotny im Wechselspiel mit Ramelow) als Ankurbler, dazu zwei Pärchen (Beinlich und Zé Roberto links, Emerson und Reeb rechts) auf den Außenbahnen, die zum einen über die Flügel das Spiel aufreißen und die Stürmer bedienen sollten, zum anderen aus den Halbpositionen selbst in den Strafraum stoßen sollten. Der Club wollte sich gegen die zu erwartende Offensive der Platzherren mit einer Igel-Taktik wehren. Die Mittelfeldspieler zogen sich weit zurück, geballte Defensive sollte die Räume vor Hilfiker verengen, Bayers Kombinationen im Keim ersticken.
Spielverlauf: Im Keim erstickt wurde allerdings von Beginn an nur Nürnbergs Mauertaktik. Die Leverkusener zeigten sich von der ersten Sekunde an spielfreudig, aggressiv, lauf- und zweikampfstark. Ständige Überzahl in Ballnähe, begünstigt durch Nürnberger Zurückhaltung in den direkten Duellen, ließ Angriffswelle auf Angriffswelle Richtung Club-Tor rollen. Weil die Leverkusener diesmal auch ihren Komplex vor dem Tor abgelegt hatten, war die Partie nach gut 20 Minuten entschieden. Beste Spieler in dieser Phase: Beinlich als lauf- kampf- und spielstarker Regisseur sowie Meijer als Vollstrecker und Vorbereiter.
Den erschreckend harmlosen Nürnbergern blieb ein Debakel à la Mönchengladbach nur deshalb erspart, weil die Leverkusener im Gefühl des sicheren Sieges zwei Gänge zurückschalteten. In dieser Phase offenbarte sich freilich die Offensivschwäche der Gäste, die Nowotny und Co. in keiner Phase fordern konnten.
Fazit: Ein verdienter Sieg der Leverkusener, der um einiges hätte höher ausfallen können, wenn die Platzherren auch nach dem 3:0 noch Ernst gemacht hätten. Der Aufsteiger war in keiner Phase ein ebenbürtiger Gegner und verkaufte sich weit unter Wert. Phasenweise war der Club nicht mehr als ein Sparringspartner für Bayer.
Frank Lußem, Christian Biechele
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