Der sportliche Sinn des Fußballspiels ist es, Tore zu erzielen. Daraus ergibt sich als selbstverständlich das Erfordernis, Gegentreffer zu verhindern. Aber das ist sekundär, weil das Ziel des sportlichen Wettbewerbs nun einmal der Sieg ist. Wer sich ganz oder fast ausschließlich auf die Abwehr beschränkt (eine Methode, die man heute vielfach taktisch verbrämt, während man sie früher treffend als „mauern" bezeichnete), der bietet destruktiven Fußball.
Genau das tat die Eintracht Trier, wenn auch ihr neuer Trainer Roos eine Frage nach dem sportlichen Gehalt solchen Magerfußballs nur unwillig zur Kenntnis nahm.
Das war es also: Unsere Männer standen einem Gegner gegenüber, der eine massierte Abwehr baumlanger Kerle vor das Tor stellte, deren spielerisch-technisches Rüstzeug inkeinem rechten Verhältnis zu ihrer Körpergröße stand. Mit hohen Bällen war da kein Blumentopf zu gewinnen, mit Klein-Klein-Spiel bis in den Torraum hinein auch nicht.
Warum man Flankenbälle nicht einmal flach und scharf zwischen die zahlreichen Beine schlug, warum Schüsse aus der zweiten Reihe Mangelware blieben, bleibt das Geheimnis unserer Männer. Es ist auch nicht recht ersichtlich, warum fast alle Angriffe über den rechten Flügel vorgetragen wurden; das erleichterte die Konzentration der Abwehr noch. Ein bißchen viel auch drängte Zivaljevic nach innen, vielleicht in dem Bestreben, seinen Einstandstreffer beim Club zu schießen. Wenn er, wie bei seinem ersten Auftreten, besser Platz hält, wird der spieltechnisch starke und intelligente Außen sicherlich die so lange erstrebte Verstärkung auf dem Flügel bedeuten.
Der Treffer fiel nach einem blitzschnellen Doppelpaß Geinzer-Walitza-Geinzer durch einen harten Schuß aus vollem Lauf heraus. Bei langsamerem Schalten, wie man es leider nur zu oft sah, stand immer wieder ein Bein oder sonst etwas dazwischen. Die Umständlichkeit begann zuweilen schon in der wenig beanspruchten Clubabwehr. Wenn sich ein Abwehrspieler erst einmal um die eigene Achse dreht und dann einen Slalomlauf um ein paar Grasbüschel herum absolviert, verhilft er dem Gegner dazu, sich zu postieren. Der junge Täuber freilich blieb frei von solch unfruchtbaren Tänzen. In jedem Fall kann man Beton nicht aufstreicheln, nur aufbrechen.
Daß sich Angriffsspieler auf zwar schneefreiem, aber tiefem und schmierigem Boden härter tun als Verteidiger, ist bekannt. Daß auch schwache Schiedsrichter Reklamationen und abfällige Handbewegungen nicht als Achtungserweise betrachten, genau so. Dem verdienten Nüssing wünschen seine zahlreichen Freunde baldige körperliche und vor allem auch seelische Regeneration. Der immer noch junge „Nestor" der Clubmannschaft hat keinen vernünftigen Anlaß, an sich selbst zu zweifeln.
Zur Zeit sind wieder Debatten um die einteilige 2. Bundesliga im Gang. Ob sie das finanzielle Heilmittel bedeuten würde, ist ungewiß. Aber sportlich hat man den Eindruck, daß insgesamt 58 Profimannschaften auch für den deutschen Fußball zuviel sind. Wie hätten es sonst Vereine nötig, Fußball zum Abgewöhnen zu präsentieren, um vielleicht einen Punkt zu ergattern!
Dr. K. Brömse