Der zweite Weihnachtsfeiertag brachte es an den Tag: In der Clubabwehr fehlt ein Mann, der die Zügel in der Hand hat, der Ruhe ausstrahlt, die Abwehr organisiert, kurz: eine Persönlichkeit. Hannakampf läuft der Form von einst vergeblich nach, seine zu zahlreichen Ausflüge bringen kaum ein anderes Ergebnis als Lücken im Hinterhaus, bei hoch in den Strafraum geschlagenen Bällen befällt ihn Unsicherheit, er kommt nicht ausreichend vom Boden weg, die mangelnde Körpergröße erklärt das allein nicht. Jürgen Täuber beherrschte den alternden Sigi Held zwar fast völlig, verursachte aber durch unkontrollierte Abwehr, wie schon gegen Waldhof, wieder einen überflüssigen Freistoß, der im Gefolge zum ersten Gegentreffer führte. Was sollen körperliche Attacken gegen einen Mann, der den Ball bereits los hat!
Manfred Müller trifft keine Mitschuld an dem Debakel.
Jedermann wußte, daß der Club beide Punkte brauchte, um den Anschluß an die Spitze einigermaßen zu halten. Und es sah wahrhaftig so aus als würde das angestrebte Ziel erreicht. Die Mannschaft kämpfte hingegeben, der gescheite Wechsel zwischen Kurzpaß und raumschaffenden weiten Schlägen ließ dem Gegner kaum Gelegenheit zu erfolgversprechenden Attacken, Majkowski rackerte fleißig
wie je, Eder bewies seine beständig aufsteigende Form, Geinzer führte klug Regie, trug Angriffe über die Flügel vor und dann: Hans Walitza erwies sich als echter „Kapitän", arbeitete für zwei, half mit seinen Kopfballkünsten immer wieder einmal in der Abwehr aus, stand auf dem Schneeboden wie eine Eins und schoß drei blitzsaubere Tore. Und das genügte nicht? Das darf doch nicht wahr sein! Da hieß es noch 10 Minuten vor Schluß 3:1, Jubel wie lange nicht herrschte auf den Rängen. Bis eine aus allen Fugen geratene konfuse Abwehr den so dringend benötigten zweiten Punkt verschenkte, „verschleuderte", wie Horst Buhtz drastisch und treffend sagte.
Wie begossene Pudel gingen unsere Spieler vom Feld, mit hängenden Köpfen verließen die Zuschauer das Stadion, die Getreuesten wieder einmal.
Man würde nur die halbe Wahrheit sagen, wollte man nur die sportlichen Folgen des Punktverlustes bedauern. Die wirtschaftlichen Folgen sind nicht weniger drastisch. 16500 Zuschauer bei einem Gegner wie Offenbach! Was soll die Zukunft bringen, wenn sich die Freunde des Clubs landauf, landab nicht bewußt machen, wie sehr es ihrer Mithilfe bedarf.
Dr. K. Brömse