Nach dem Ausrutscher beim VfR Mannheim, den relativ guten Leistungen gegen Augsburg und Fürth mußte der Club am Bornheimer Hang erneut einen doppelten Punktverlust hinnehmen. Schlimmer als die Niederlage selbst war die Art und Weise, wie sie nach einer knappen Stunde Spielzeit zustandekam: Die beiden Punkte, die gerade in dieser Phase der Meisterschaft so wichtig gewesen wären, wurden durch unkonzentrierte Spielweise förmlich verschenkt.
Doch zunächst zum Spielgeschehen in der ersten Halbzeit. Die Begegnung begann mehr oder weniger ausgeglichen. Ein schöner Petrovic-Freistoß verfehlte nur knapp das Ziel; etwas später rettete Neef das 0:0 gegen Schäfer. Nach etwa zwanzig Minuten kam der FSV stärker auf, jedoch ohne Erfolg. Auch ein gefährlicher Konterangriff durch Majkowski brachte nichts ein. In der 26. Minute fiel dann doch das Führungstor für den Club. Libero Geinzer schloß einen Vorstoß in die gegnerische Hälfte mit einem gut placierten Weitschuß ab, der Volz keine Chance ließ. Kurz vor dem Pausenpfiff wäre dem FSV beinahe der Ausgleich geglückt, doch der Schuß von Rübenach sprang von der Unterkante der Latte ins Feld zurück. Die Entscheidung von SR Hasselberger (kein Tor!) hatte wütende Proteste der Frankfurter Zuschauer zur Folge. Unmittelbar darauf sicherte Neef mit einer Glanzparade den knappen Pausenvorsprung.
In der 54. Minute begann das Drama für den 1. FCN. Der Unparteiische ahndete eine Attacke von Geinzer an Czyzenski, der vorher unnötigerweise in Ballbesitz gekommen war und ohne Mühe dem Tor zustreben konnte, mit Strafstoß, den Trimhold verwandelte. Eine harte Entscheidung! Bereits zwei Minuten später konnte Schäfer unbehindert zum 2:1 einschießen. Neef hatte den Ball wahrscheinlich zu spät kommen sehen. Diese beiden Treffer brachten den Club vollkommen aus dem Konzept. Die Mannschaft gab das Spiel innerhalb kurzer Zeit aus der Hand. Sie versuchte zwar, den Ausgleich zu schaffen und hatte auch Chancen dazu, aber es fehlte nicht nur Glück, sondern auch der notwendige Biß und eine Portion Entschlossenheit. Gleichzeitig häuften sich teilweise katastrophale Fehler in der Deckungsarbeit. So war auch das dritte FSV-Tor völlig überflüssig. Czyzenski kam in der 80. Minute frei vor Neef zum Schuß und besorgte damit den Endstand.
Der ESV Frankfurt wirkte kampfstark, bot seinen Anhängern bestimmt eine zufriedenstellende Leistung; doch das Toreschießen wurde ihm viel zu leicht gemacht. Beim 1. FCN erreichte kein Mannschaftsteil Normalform. In der Einzelkritik schneiden Petrovic und Majkowski am besten ab, während man Torhüter Neef kaum Schuld an der Niederlage geben darf.
Abschließend sei festgestellt: Die Saison ist noch lang. Deshalb darf auch nach dem Punktverlust in Frankfurt niemand resignieren. Doch man sollte jetzt schon für das Spieljahr 74/75 planen.
Achim Klos, Lindenfels