Es war ein guter Gedanke, am spielfreien 27. Dezember den derzeitigen Deutschen Fußballmeister Bayern München zu einem Freundschaftsspiel zu verpflichten. Wenn sich auch in finanzieller Hinsicht nicht alle Hoffnungen erfüllten, denn „nur" 12 000 Zuschauer hatten bei kaltem Winterwetter den Weg ins Stadion gefunden, so kann das Spiel dennoch als gelungener Test für die in 8 Tagen stattfindende Pokalbegegnung gegen den VfB Stuttgart bezeichnet werden.
So unglaublich es auch klingt, fast die gesamte erste Halbzeit des Spiels gehörte der Bayernmannschaft. Wir hatten in dieser Zeit mit Ausnahme von 10 Minuten der geschlossenen Mannschaftsleistung der Gäste, bei denen der schnelle und schußstarke Müller, Ohlhauser als spielentscheidende Figur im Mittelfeld mit Schüssen aus der zweiten Reihe und der Modellfußballer Beckenbauer besonders herausragten, nichts Gleichwertiges entgegenzusetzen.
Es spricht für das Können unserer bereits in vielen schweren Auswärtsspielen erprobten Hintermannschaft, daß bis zum 0:1 in der 33. Minute durch Müller der Sturm der Bayern immer wieder erfolgreich gebremst werden konnte. Theiß, der bis dahin den Bayernmittelstürmer gut im Griff hatte, ließ diesen 5 Minuten später noch einmal etwas Freiheit, was der für seine Mannschaft so wertvolle Spieler prompt mit einem 2. Tor quittierte. Die restlichen Minuten bis zum Halbzeitpfiff gehörten voll den Münchnern und ließen für die zweite Spielhälfte nichts Gutes ahnen.
Völlig überraschend konnte gleich nach Wiederbeginn Metzler, nach gutem Zusammenspiel mit Renner, mit einem gezielten Schuß unter die Querlatte das Anschlußtor erzielen. Ab diesem Zeitpunkt spielte eine völlig andere Clubelf. Jetzt liefen die Kombinationen, daß es eine wahre Freude war. Mit erhöhtem Einsatz aller Spieler führte die Mannschaft ein modernes Angriffsspiel vor, bei dem sich in richtiger Dosierung Steilpaß, Querpaß, Flügelspiel und Doppelpaßspiel gegenseitig ablösten.
Die in den letzten Wochen durch schmale Regionalligakost nicht besonders verwöhnten Zuschauer zeigten sich dankbar und spendeten Beifall nach jeder gelungenen Spielszene. Durch dieses elanvoll vorgetragene Angriffsspiel, bei dem die Sturmspitzen der Münchner nicht aus den Augen gelassen wurden, ergaben sich laufend Chancen für unsere Mannschaft, die bei mehr Durchschlagskraft des Innensturms zumindest den verdienten Ausgleich hätten bringen können. So war es u. a. Nüssing, der eine todsichere Chance vergab, und in den Schlußminuten Metzler, dessen Schuß in letzter Sekunde von dem ausgezeichneten Bayerntorwart abgewehrt werden konnte. Dazwischen lag beinahe ein Selbsttor der Bayernhintermannschaft und ein nicht gegebenes Tor durch Schiedsrichter Nützel (Neustadt), als Hanni Müller den Ball mit dem Kopf aus den Händen von Torwart Maier ins Tor beförderte.
Leicht unterkühlt, aber trotz der 2:1-Niederlage zufrieden mit dem, was von den Gästen und der eigenen Mannschaft an diesem Samstagnachmittag geboten wurde, traten die Zuschauer den Nachhauseweg an, Viele von ihnen nahmen sich vor, auch beim Pokalspiel gegen den VfB wieder dabei zu sein.
miho