Manche glaubten einen „Fußball-Hitchcock" erlebt zu haben, doch dieses Prädikat verdienen lediglich die Schlußminuten. Was sich vorher tat, hat mit Alfred Hitchcocks Werken nichts gemein. Im Gegenteil, der Club spielte umständlicher denn je und sorgte lediglich für Ärger. Kein Wunder, daß sich die Ränge vorzeitig leerten. Doch just, als niemand mehr an eine Wende dachte, unterlief dem Villinger Schlußmann ein Fehler, der zum 2:2 führte. Dieser Treffer brachte die zwar tapferen, aber wenig cleveren Gäste derart ins Wanken, daß sich doch noch ein „happy end" anbahnte.
Allein, so erregend und begeisternd das Schlußkapitel auch war, das Wort, „Ende gut, alles gut" wäre unangebracht. Nur der kaum noch für möglich gehaltene Clubsieg vermochte zu befriedigen. Das späte Erwachen des 1. FCN kann auch nicht mit dem Mißgeschick, „kalt erwischt worden zu sein" und dem Pech, dreimal nur das Torholz getroffen zu haben, entschuldigt werden. Weitaus mehr ins Gewicht fiel, daß lediglich Wenauer, Müller, Nüssing sowie Debütant Rother ihr Soll erfüllten. Kurz, zuviel Cluberer wurden ihren Aufgaben, wenn überhaupt, so nur teilweise gerecht, und das mußte sich negativ auswirken.
Das Spiel begann mit einem Paukenschlag. Schon in der 1. Minute ließ sich Welz überraschen. Das vom Ex-Fürther Klier abgefeuerte Geschoß war zwar haltbar, doch es zählte und war Wasser auf die Mühlen der überraschend starken Villinger.
Noch vor dem 1:1, das Nüssing in der 28. Minute nach einer präzisen Flanke Rothers durch Kopfball erzielte, hätte es leicht 0:2 stehen können, wenn Klier das Leder richtig getroffen hätte.
Erst nach dem Ausgleich lief das Clubspiel etwas besser, aber was half's. Seubert konnte trotz allen Eifers den verletzten Meis nicht ersetzen und Metzler wirkte noch apathischer als weiland ein schlecht aufgelegter Volkert. Hinzu kam, daß nur selten aus dem Mittelfeld Pässe serviert wurden, die einen Gegenspieler ausschalteten.
Daran haperte es, wenn auch in vermindertem Maß, auch nach dem Seitenwechsel. Doch die guten Möglichkeiten des Clubs häuften sich. Zunächst traf Nüssing mit einem Kopfball nur den Querbalken und wenig später schmetterte Seubert das Leder aus kurzer Distanz an den Pfosten, anstatt überlegt einzuschieben. Um so schockierender wirkte daher der erneute Führungstreffer der Schwarzwälder, den Hohnhausen in der 75. Minute nach einem Alleingang Kothmanns und einem Fehler von Welz markierte.
Aber als der weit aufgerückte Nandl Wenauer drei Minuten darnach einen Lattenschuß verzeichnete, witterte der Club dennoch Morgenluft. In der 82. Minute kam das Ende der Villinger Träume. Hillmann schlief bei einem von Metzler getretenen Eckball und der stets wache Nüssing köpfte zum 2:2 ein.
120 Sekunden später - dem Gäste-Schlußmann schien die Sicht versperrt gewesen zu sein - schlug ein „Aufsetzer" Metzlers zum 3:2 ein und drei Minuten vor dem Schlußpfiff gelang Seubert mit einem feinen Kopfball nach Flanke von Müller das 4:2.
A. W.