Erst in der letzten Viertelstunde sahen die trotz anhaltenden Regens ins Nürnberger Stadion gepilgerten 12000 Clubfreunde einen 1. FCN, der wie 4 Tage zuvor gegen Eintracht Braunschweig neue Hoffnungen auf den Verbleib in der Bundesliga zu erwecken vermochte.
Bis zu diesem Zeitpunkt jedoch wurde - obwohl sich alle Clubspieler in punkto Kampfgeist abermals die Note l verdienten - die Problematik eines erfolgreichen Nürnberger Bundesliga-Endspurts offenbar.
Wer - so mußten sich alle um den Club bangenden Fußballfreunde fragen - kann in der noch verbleibenden Zeit zum dringend notwendigen Vollstrecker oder Torjäger werden? Wer von Nürnbergs Innenstürmern ist in der Lage, den zweifellos noch überforderten jungen Mittelstürmer Dieter Nüssing als zweite Sturmspitze zu entlasten? Weder der unermüdliche Ballschlepper und Rackerer Heinz Müller noch der mehr zum Angriffslenker neigende Hennes Küppers konnten im harten Pokalfight gegen die messerscharf deckenden Hannoveraner diesen Erfordernissen gerecht werden. Und das war wohl die Ursache, daß das allein auf das Konto der Nürnberger Flügelstürmer gehende Tor des Tages erst in der 88. Minute erzielt wurde.
Doch mit Genugtuung sei vermerkt, daß nicht nur Georg Volkert, der dieses Mal Cebinac übertraf und bester Clubstürmer war, sondern auch Ludwig Müller, Nandl Wenauer und Peter Czernotzki einen deutlichen Formanstieg erkennen ließen.
Das Spiel selbst, das unter Flutlicht ausgetragen wurde, hatte aufgrund einer durch Stromausfall bedingten Unterbrechung drei zeitlich ungleiche Drittel.
Im ersten, das 45 Minuten währte und im zweiten, das wegen der bereits erwähnten Lichtpanne etwa 20 Minuten dauerte, boten die Gäste trotz zeitweiliger Feldüberlegenheit des Clubs die geschlossenere Mannschaftsleistung. Prickelnde Torszenen jedoch waren hüben wie drüben selten. Der Club versuchte zwar stets das Tempo zu forcieren, doch seine Aktionen blieben, da sich zuviel Fehlpässe und Mißverständnisse einschlichen, Stückwerk. Geschossen allerdings wurde häufig, doch sowohl die Nürnberger als auch die Hannoveraner Schützen hatten ihre Visiere zumeist schlecht eingestellt. Und was dennoch aufs Tor kam, wurde von den aufmerksamen Schlußleuten Podlasly und Rynio gut pariert. Gefährlichster Clubstürmer war von Beginn an der kaum zu bremsende Volkert, während „Cebi" seinen Gegenspieler nicht wie gewohnt versetzen konnte. Er vergab auch die wohl klarste Chance des ersten Spielabschnitts, als er nach einem feinen Paß freie Bahn hatte, und zulange mit dem Torschuß zögerte.
Gleich nach Seitenwechsel wurde Nüssing im Strafraum gefoult, doch der Unparteiische verlegte den Tatort auf die 16-m-Grenze zurück und sprach dem Club lediglich einen Freistoß zu, aus dem kein Kapital geschlagen werden konnte. Gleich darauf - nach einer „Cebi"-Flanke, die Volkert mit dem Kopf zu Nüssing weiterleitete - verpaßte der Clubmittelstürmer eine klare Möglichkeit. Dann mußte Rynio eine durch Popp heraufbeschworene gefährliche Situation bereinigen und wenig später hatte der Club erneut Glück, als Heynckes einen Flankenball nicht mehr voll mit dem Kopf erwischte. In der 74. Minute wurde das Flutlicht schwächer und das Spiel mußte für 10 Minuten unterbrochen werden,
Als der Schaden repariert war, folgte der große Schlußspurt des Clubs. Zunächst verhinderten zwei Glanzparaden Podlaslys das l :0, dann zielten Nürnbergs Stürmer nicht genau genug und schließlich prallte ein sagenhafter Schuß Ludwig Müllers von der Unterkante des Querbalkens auf die Torlinie und von dort nochmals ans Holz ohne vollends ins Netz zu springen. Doch in der 88. Minute klappte es. Volkert hatte im Anschluß an die 13. Ecke des Clubs (die Hannoveraner verzeichneten 4) zum lauernden Cebinac geflankt und „Cebi" bedankte sich dafür mit einem prächtigen und unhaltbaren Kopfball, der den Club in's Pokal-Halbfinale brachte.
A. Weiß