Mit dem Weltpokalsieger verpflichtete der Club eine der stärksten und erfolgreichsten Mannschaften des Weltfußballs. Trotz der nicht allzu großen Zugkraft, die Freundschaftstreffen heutzutage ausstrahlen, erscheint es uns als äußerst wichtig, daß dieses Spiel stattfand. Einmal deswegen, weil die am gleichen Tag in einer Zeitung aufgeworfene Frage, ob der Club falsch eingekauft habe, eindeutig zugunsten des Clubs und seiner Neuerwerbungen, soweit sie in diesem Abendspiel eingesetzt wurden, beantwortet wurde. Zum anderen aber, weil das Spiel Max Merkel die Gelegenheit zu einer Probe in der Sturmbesetzung gab.
Dabei ist das wichtigste Ergebnis, daß der junge Nüssing, der ja immerhin schon ein Jahr lang m der Fohlenelf und in Merkels Training Erfahrungen sammelte, als Sturmspitze eine vielversprechende Partie lieferte, Unbeschwert und kaltschnäuzig, spielfreudig mit sicherem Instinkt für Tormöglichkeiten, im Kopfball meist auch mit den Südamerikanern mithaltend ohne Scheu davor, auch im Getümmel mitzumischen, erwies er sich als deutlicher Gewinn! Nun darf man das klare Ergebnis freilich nicht überbewerten. Es kam unserer Mannschaft entgegen, daß die Gaste keineswegs so hautnah deckten, wie es in der Bundesliga die Kegel ist, daß sie - vielleicht angesichts des Umfangs einer strapaziösen Tournee - das Spiel mehr zu verlangsamen als zu beleben versuchten. Gleichwohl bleibt die erfreuliche Tatsache, daß unsere gesamte Mannschaft aus den Schwächen des technisch vollendeten Gegners Kapital zu schlagen verstand und daß - man muß es wiederholen - Nüssing zur Angriffsspitze werden könnte, mit der sich auch bei bissigeren Gegnern Staat machen läßt. Unter der Anleitung Max Merkels sollte sich der erst Neunzehnjährige so weiterentwickeln können, daß man dann wohl bald nicht mehr von Franz Brungs spricht, auch der Verfasser dieses Berichts nicht, den MM freundschaftlich-ironisch als „Dr. Brungs" begrüßte. In Wirklichkeit - glaube ich - liebt der Mann, dem wir die Deutsche Meisterschaft 1967/68 verdanken, die Bewunderer gar nicht so sehr, die immer, wenn sie ihm begegnen, nur mit dem Kopf nicken, wie das Negerkind in der Missionskirche, wenn man einen Groschen einwirft. Jedenfalls werden wir nach dem Spiel gegen Mönchengladbach (dieser Bericht ist bewußt vorher geschrieben, auch wenn er erst darnach in die Hände unserer Leser kommt) wissen, ob sich die Perspektiven des Freundschaftsspiels gegen den Weltpokalsieger auch im Ernstfall eröffnen (falls MM die gleiche Mannschaft aufs Feld schickt).
K. Brömse