Ein kaum zu bremsender Clubsturm brachte vor etwa einem Jahr den HSV an den Rand einer katastrophalen Niederlage. Brungs (2), Starek und Cebinac trafen damals viermal ins Schwarze und ebenso oft prallte der Ball vom Hamburger Torgebälk ins Feld zurück.
Dieses Mal hätte das Duell der alten Rivalen den Chancen und Pfostenschüssen nach wiederum mit einem sicheren Heimerfolg des 1. FCN enden müssen, aber erneut kam die neukonstruierte Clubelf nicht zum erhofften Sieg.
Erfolgte die Neukonstruktion der Meisterelf des Jahres 1967/68 zu schnell? War das Ausmaß dieses Mannschaftsumbaues zu groß?
Nun, zur Freude der trotz Dauerregens bis zum Schlußpfiff ausharrenden Clubfreunde deutete der in der 59. Minute für den verletzten Küppers aufs Spielfeld beorderte junge Dieter Nüssing an, daß „Goldköpfchen" Franz Brungs über kurz oder lang kaum noch vermißt werden dürfte.
Doch wer soll den wegen angeblicher „Fahnenflucht" zunächst vereinsintern gesperrten Cebinac vollwertig ersetzen? Der junge Beer bemüht sich zwar auch gegen den HSV nach Kräften, „Cebi" in Vergessenheit geraten zu lassen, aber der Weg dorthin scheint weit. Eher dürfte der zweifellos hochtalentierte Erich Beer als Halbstürmer von sich reden machen.
Apropos, Halbstürmer! Weder Küppers, geschweige denn der erneut zu konfus spielende Heinz Müller vermochten zu befriedigen. Dafür bewies Heinz Strehl, der an diesem Tag schon als Mittelstürmer zu den besten seiner Elf zählte und nach der Verletzung von Küppers auf halbrechts rückte, daß der Club nach wie vor mit ihm rechnen kann. Georg Volkert fiel nach gutem Beginn zusehends ab, während Außenläufer Zaczyk wiederum eine großartige Partie lieferte und nicht nur Mittelfeldspieler, sondern auch gefährlichster Stürmer des Clubs war. Wenauer und Rynio verdienten sich gleichfalls gute Noten.
Der HSV überraschte mit einer durchaus offenen Spielweise. Die Zuschauer sahen daher über weite Strecken Angriffs-Fußball und viele prickelnde Torszenen. Die Mehrzahl spielte sich vor dem HSV-Gehäuse ab, doch Torhüter Öczan,der sich in großer Form befand, und die immer noch starken Hamburger Abwehr-Recken hielten mit Glück und Geschick ihr Tor rein.
Etliche Chancen allerdings hätten die Clubstürmer unbedingt verwerten müssen. Schon in der ersten Viertelstunde brannte es mehrmals lichterloh vor dem HSV-Gehäuse. In der 16. Minute allerdings, als ein Schuß von Fock nur den Pfosten des Clubtors traf, waren die Hamburger dem Führungstreffer nahe. Aber schon eine Minute später hatte L. Müller das gleiche Pech. Noch zweimal und zwar in der 1. und 2. Halbzeit retteten nach Gewaltschüssen von Küppers und Beer die Torstangen für den bereits geschlagenen Hamburger Schlußmann.
Kurz, auch etliches Pech klebte an den Schußstiefeln der Nürnberger, doch ansonst war's für den Club ein Spiel der verpaßten Gelegenheiten. Vor allem Heinz Strehl bot sich in der 30. Minute eine Möglichkeit, die unbedingt zum Torerfolg hätte führen müssen. Aber vertanen Gelegenheiten nachzutrauern hat wenig Sinn. Hoffen wir, daß es in Bälde besser klappt.