Beim „Alles oder Nichts", im letzten entscheidenden Spiel im Müngersdorfer Stadion in Köln, fehlte dem Club wie so oft ein kleines Quentchen Glück, ein Torerfolg im entscheidenden Moment, in der torlosen ersten Halbzeit, Bis zum Pausenpfiff war der Club den Kölnern nicht nur ein ebenbürtiger Gegner, er hatte auch die besseren Möglichkeiten. Doch leider stand bei Flanken von Volkert Nüssing jeweils in schlechter Position. In den ersten 45 Minuten war es grabesstill im weiten Rund des ausverkauften Kölner Stadions. Die Geißbock-Anhänger hatten einen furiosen Start ihrer Mannschaft erwartet und waren überrascht wie clever zunächst der Club alle Angriffe der heimischen Elf abzublocken verstand. Zu diesem Zeitpunkt wurde in den Nürnberger Reihen konsequent gespielt, genau die Parole von Trainer Klötzer eingehalten. Der Club spielte mit und tauchte oft gefährlich vor dem Tor von Birkhölzer auf. Doch es fehlte die Routine, um zum Torerfolg zu kommen.
Wer weiß wie die Begegnung ausgegangen wäre, hätte nicht Overath wenige Minuten nach der Pause das wichtige l :0 erzielt. Ohne diesen schockierenden Treffer hätte der Club durchaus eine Chance gehabt sein Heil in der Offensive zu suchen, so wie es geplant war. Nun aber gab es einige Mißverständnisse, bedingt durch die Nervosität Fehlpässe. Die Kölner kamen immer mehr auf und erzielten durch Rühl und Hornig zwei weitere Treffer. Am verdienten Erfolg der Domstädter gab es am Schluß keinen Zweifel, allerdings fiel der Sieg um ein, zwei Tore zu hoch aus.
Leider zeigte sich auch in Köln wieder, daß einige Club-„Fremdenlegionäre" nur noch mit halbem Herzen dabei waren. Ihnen fehlte der letzte Einsatz, der Wille zum Sieg, Die großen finanziellen Versprechungen ihrer neuen Arbeitgeber hatten sie „satt" gemacht. Das Schicksal eines jeden abstiegsverdächtigen Vereins erfüllte sich in diesem Jahr beim Club. Die umworbenen Spieler waren mit ihren Gedanken nicht mehr konzentriert bei der Sache. Als Ausnahme, die die Regel bestätigt, darf Ludwig Müller genannt werden, dessen kämpferischer Einsatz auch im letzten Spiel beispielgebend war.
Der Club spielte in Köln nicht wie ein Absteiger. Doch leider reichte seine Spätform, unter Trainer Klötzer wurden von 12 möglichen, immerhin 8 Pluspunkte geholt, nicht mehr zum Klassenerhalt. Die Nervenbelastung war zu groß. Seit Monaten war die Mannschaft Tabellenletzter. Das zehrt an der Nervenkraft, der Moral und der Substanz der Spieler.
In den letzten Wochen ist alles versucht worden, das unvermeidliche Geschick noch abzuwenden. Vergebens. Siegte der Club, siegten auch die anderen Kellerkinder.
Das „Bundesliga-Aus" bedeutet für den Club die schwärzeste Stunde in seiner Vereinsgeschichte. Noch nie mußte der Verein die oberste deutsche Spielklasse verlassen. Für Spieler und Verantwortliche beginnt nun ein neuer Abschnitt. Erfolge werden sich sicher wieder einstellen, doch der Weg nach oben an die Spitze der süddeutschen Regionalligaspitze wird hart und beschwerlich sein. Er ist nur zu schaffen, wenn alle Beteiligten sich voll einsetzen.
Fast hätte der Chronist die angenehmsten Aspekte des Kölner Spiels unterschlagen: Die Begegnung, obwohl für beide Mannschaften ein Existenzkampf, wurde über die ganze Spielzeit hinweg fair geführt. Sie unterschied sich wesentlich von früheren Begegnungen an gleicher Stätte. Schiedsrichter Horstmann, oft kritisiert, wollte offensichtlich hinter den Leistungen beider Mannschaften nicht zurückstehen. Er pfiff tadelsfrei und hinterließ einen ausgezeichneten Eindruck.
H. Röder