War es nur ein schwächerer Tag zu denkbar unpassender Zeit oder waren etliche der sich mit Abwanderungsgedanken tragenden „Cluberer" doch nicht mehr mit ganzem Herzen bei der Sache? Nun, wie dem auch sei - die Leistung des 1. FCN reichte nicht aus, um das Schicksalsspiel gegen Dortmund zu gewinnen. Dabei hätte ein Sieg den Klassenerhalt bereits gesichert.
Vor allem der Clubangriff vermochte in keiner Weise an die Leistungen der letzten Wochen anzuknüpfen. Cebinac, von Redder unerbittlich beschattet, resignierte nur zu oft, Küppers blieb farblos, Strehl war zu langsam und da Heinz Müller, wie gewohnt, nur im Mittelfeld seine Kreise zog, hatte der Club lediglich in Volkert einen effektvollen. Stürmer. Besser wurde es erst, als der zwar unerfahrenere, aber dafür umso agilere Nüssing als Sturmspitze aufs Feld geschickt wurde, Doch die Chance, der nach dem frühen 1:0 konsterniert wirkenden Borussen-Elf weitere Schläge zu versetzen, war zu diesem Zeitpunkt längst dahin.
Leider schien auch Mittelfeldspieler Zaczyk Blei in den Füßen zu haben. Ähnliches gilt für Ludwig Müller, der erst in der 2. Halbzeit zu gewohnter Form auflief. Den Gästen hingegen muß bescheinigt werden, daß sie insgesamt nicht nur besser und durchdachter, sondern auch bissiger spielten. Das 2:2, das für Dortmund die Rettung bedeuten kann, war für die Borussen mehr als verdient und für den Club äußerst schmeichelhaft. Kein Wunder, daß die 45 000 bis zum Schlußpfiff weniger auf ein glückliches 3:2 zu hoffen wagten, als um das Unentschieden bangten.
Doch zunächst hatte es den Anschein, daß alles nach Wunsch laufen würde. Kaum zwei Minuten war die Begegnung alt, als Volkert davonzog und der Ball über die Stationen Heinz Müller und Strehl zu Küppers kam, der, umringt von einigen „Gelbschwarzen", dennoch genau Maß nehmen und unhaltbar verwandeln konnte. Die Borussen reklamierten zwar Handspiel, aber SR Biwersi entschied sofort auf Tor.
Bis zur 22. Minute, die nach Fehlern von L. Müller und Leupold durch Emmerich das unerwartete 1:1 brachte, hatte der Club mehrmals Gelegenheit, weitere Treffer zu erzielen. Doch vornehmlich Strehl schaltete zu langsam.
Nach dem Ausgleich kamen die Gäste immer besser ins Spiel. Wosab, Trimhold und Neuberger beherrschten das Mittelfeld und die brenzligen Situationen vor dem Clubtor häuften sich. Aber zum Glück ließ sich Rynio, dem beim Ausgleich die Sicht versperrt gewesen war, nicht mehr überraschen. Gleichwohl hätte in der 37. Minute auch seine Kunst nichts mehr auszurichten vermocht, wenn einem Wosab-Schuß nicht der Pfosten im Weg gestanden wäre.
Nach der Pause wurde das Clubspiel flüssiger und druckvoller. Die Borussen sahen sich in die Defensive gedrängt, In der 51. Minute hatte H. Müller eine gute Möglichkeit, aber Schlußmann Günther blieb Sieger. Dann gelang Zaczyk nach einem feinen Paß von L. Müller nur ein harmloser Roller, und im Gegenzug passierte es. Der ungedeckte Neuberger erhielt den Ball und ließ Rynio keine Chance. Vier Minuten später schien alles verloren zu sein. Die Clubabwehr wartete vergeblich auf einen Abseitspfiff und Held spurtete allein dem Nürnberger Tor entgegen. Doch Held begann plötzlich zu zögern und die Gefahr konnte im letzten Moment noch gebannt werden. In der 64. Minute deutete der Unparteiische, als nach einem Küppers-Schuß der Ball dem Dortmunder Paul im Strafraum vom Knie an die Hand gesprungen war, auf den Elfmeterpunkt. Ludwig Müller ließ sich diese Möglichkeit nicht entgehen und die Partie stand 2:2.
Nun wollte es der Club nochmals wissen. Dortmunds Abwehr begann zu wanken, und eine der größten Chancen zum 3:2 ergab sich, als Volkert kurz vor dem Borussen-Gehäuse in Ballbesitz kam. Aber der Nürnberger Linksaußen schoß zu überhastet, anstatt dem freistehenden Nüssing das Leder zu servieren.
In den Schlußminuten kamen die Borussen erneut gefährlich auf. Sie erzielten innerhalb kurzer Zeit noch 4 Ecken, so daß die Partie auch dem Eckballverhältnis nach (7:7) unentschieden endete.
A. Weiß