19. Spieltag 1968 / 69 Sa., 18.01.1969

Bundesliga

1. FC Nürnberg - Kickers Offenbach

2:2 (2:2)

1. FC NÜRNBERG:

Wabra,

Hansen, L. Müller,

Wenauer, Czernotzki, Leupold,

Zaczyk, Cebinac, Nüssing, Küppers, Volkert

Trainer: Merkel

Wechsel: Popp für Czernotzky (46.)

Tore: 1:1 Zaczyk (21.), 2:2 Cebinac (43.)

KICKERS OFFENBACH:

Wimmer,

Heidkamp, Nuber,

Resenberg, Weilbächer, Weida,

Siber, Kondert, Rodekurth, Schmitt, Fern

Trainer: Osswald

Wechsel: Nowak für Rodekurth (46.)

Tore: 0:1 Siber (5.), 1:2 Schmitt (26.)

-

Schiedsrichter: Herden

Zuschauer: 45.000

Besondere Vorkommnisse: Keine

Spielbericht aus der FCN - Vereinszeitung Nummer 2 vom Februar 1969

Halber Erfolg mit Hoffnungen

Vom reinen Ergebnis her scheint der Ausgang in dem wichtigen Spiel der beiden Tabellenletzten unbefriedigend. In der Gesamtschau kann man gleichwohl noch zufrieden sein, weil sich doch einige erfreuliche Perspektiven ergaben.

Vorausschicken muß man, daß nach einer dankenswerten Aufmunterung durch die Presse und rühmenswerten Appellen prominenter Männer des öffentlichen Lebens, an der Spitze Oberbürgermeister Dr. Urschlechter, die Anteilnahme wieder einmal derjenigen aus besseren Zeiten entsprach. An der „Kulisse" und der Gefolgschaft der Ränge fehlte es also diesmal nicht. Daß man diesen Zuspruch auch der Gestaltung der Eintrittspreise mit zu verdanken hatte, könnte Anlaß zu Überlegungen auch für die Zukunft sein. Wir hatten in den letzten Monaten fast ein bißchen zuviel mit dem Begriff des Pechs kokettiert. Diesmal war es wirklich im Spiel. Der Führungstreffer der Gäste entsprang dem Mißgeschick, daß der Flachschuß über eine Unebenheit des Bodens rutschte und damit seine Richtung so veränderte, daß Wabra ins Leere griff. Und ein Fehler wie beim zweiten Gegentreffer dürfte Czernotzki wohl jahrelang nicht unterlaufen sein.

Dem steht freilich die Tatsache gegenüber, daß wir bei meist drückender Überlegenheit und bei 21 Eckbällen nicht zum Siegestreffer kamen. Beide Flügelstürmer brachten eine überdurchschnittliche Leistung. Wenn Volkert zu sehr nach innen zu drängen schien, dann hatte das wohl seinen Grund darin, daß innen eben der lange fällig scheinende dritte Erfolg ausblieb. Küppers spielte wieder in der Form, die man bei seiner Verpflichtung erwartet hatte, und Zaczyk war einmal mehr der unermüdliche Aufbauspieler, als den man ihn inzwischen kennt. Aber beide Halbstürmer sind eben mehr Ankurbler als Vollstrecker. Nüssing als Mittelstürmer tat sich, ohne auszufallen, bei seiner geringen Körpergröße angesichts des tiefen und schweren Bodens, der den Absprung besonders behinderte, schwerer als unter normalen Platzverhältnissen; dazu kam, daß er zwei hünenhaften Abwehrspielern gegenüberstand, einmal seinem Sonderbewacher Resenberg, dann dem großen Strategen Nuber, dessen Bewegungsfreiheit als letzter Mann leider kein anderer Clubspieler genügend einschränkte. So wurden die zahlreichen Flanken- und Eckbälle, die hoch hereinkamen, samt und sonders die Beute der Abwehr der Gäste, die sich in ihrer Massierung natürlich auf dem rutschigen Boden leichter tat als die Angreifer und auf der anderen Seite die wenigen Männer der Abwehr des Clubs, die sich mehrfach gefährlichen Konterangriffen gegenübersahen. Ein Glück, daß Wenauer trotz der Bodenverhältnisse wieder voll auf den Posten war.

Man könnte das Ergebnis auch anders zusammenfassen: Uns fehlt im Clubangriff derzeit ein Kopfballspezialist, der der junge Nüssing bei geschicktem Aufbau durchaus einmal werden konnte. Dafür braucht er durchaus nicht „zu klein" zu sein: Uwe Seeler mißt 1,69 m, Dieter Nüssing 1,73 m.

Wir dürfen uns über den Ernst der Lage nicht hinwegtäuschen, brauchen aber auch die Flinte keineswegs ins Korn zu werfen. Auch die „Mitbewerber" um den Abstieg werden in den nächsten Wochen wie die Löwen kämpfen und manchen Punkt ergattern. Nach dem sichtbaren Leistungsanstieg der Offenbacher Kickers gibt es keinen designierten Absteiger mehr. Bei ihnen erkennt man deutlich die erfahrene Hand von Trainer Paul Osswald.

Was uns trotz des Unentschiedens gegen den Neuling Zuversicht gibt, ist, daß unsere Mannschaft diesmal trotz des schweren Bodens 90 Minuten lang mit voller Kraft kämpfte. An der Verfassung fehlt es also nicht mehr.

Dr. K. Brömse

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