Mit guten Hoffnungen trat der Club in München gegen die Bayern an. Schließlich hatte er gegen die Bayern noch kein Bundesligaspiel verloren. Diese Serie ging nun zu Ende. An dem glatten 3:0-Erfolg der Bayern gibt es schließlich nichts zu rütteln. Alle drei Treffer erzielte „kleines Müller". Der Bayerntorschütze vom Dienst war in Prachtform und hatte noch das eine oder andere „Ding" auf dem Stiefel.
Dabei begann die Partie für den Club gar nicht so schlecht. Er mischte im ersten Spielabschnitt tüchtig mit. Vor allem die Hintermannschaft, allen voran „Nandl" Wenauer, spielte konsequent und zeigte wenig Respekt vor den großen Namen ihrer Gegenspieler. Ludwig Müller gelang es auch zunächst, seinem Namensvetter Gerd Müller den Aktionsradius einzuengen. Später fehlte ihm dann aber offensichtlich die Kraft, so daß der Bundesliga-Schützenkönig mit fortschreitender Spieldauer mehr Bewegungsfreiheit erhielt.
Auch im Mittelfeld gelang es dem Club zunächst mitzuhalten. Oft liefen die Kombinationen zur Freude der Nürnberger Schlachtenbummler erfreulich präzise. Aber es mangelte schon zu diesem Zeitpunkt am notwendigen Druck im Angriff. Die Aktionen waren zu behäbig und zu langsam. Sie konnten kein Feuer in den Münchner Strafraum legen. Die schnellen Konter, auf die die Mannschaft eingestellt war, blieben leider aus, weil die Sturmspitzen Volkert, Beer und Nüssing den Ball oft zu lange hielten. Nur schnelles, direktes Abspiel und entschlossene Schüsse hätten etwas ausrichten können.
Dieses Rezept verschrieb Bayern-Trainer Zebec seinen Schützlingen in der Pause, und sofort zeigte sich in der zweiten Spielhälfte ein anderes Bild. Die Bayern wirbelten oft die Club-Abwehr durcheinander und zeigten, daß sie nicht zu Unrecht Bundesliga-Tabellenführer sind. Fast kein Nürnberger Spieler konnte in den zweiten 45 Minuten an die zunächst gezeigte Leistung anknüpfen. Nüssing ging völlig unter, kein Wunder, schließlich war kein Geringerer als Beckenbauer sein Gegenspieler. Der Chronist darf festhalten: Nichts gegen die excellenten Ballkünste von Franz Beckenbauer, der sein Können seit Jahren immer wieder unter Beweis stellt und ganz ohne Zweifel Deutschlands Spitzenfußballer ist, aber sehr viel gegen die oft unfaire Spielweise des Münchners. Diese Mätzchen hat Beckenbauer nicht nötig und sie schaden seinem Image mehr, als es ein gelungener Paß oder ein toller Torschuß aufwerten kann. Leider genießt er bei den Schiedsrichtern Narrenfreiheit.
Für den Club bleibt nach dieser eindeutigen Niederlage nur übrig, den Virus der Erfolg losigkeit endlich nachhaltig zu bekämpfen, damit die Krankheit auf die Vorrunde beschränkt bleibt und keine nachhaltigen Folgen hat.
H. Röder