15. Spieltag 1966 / 67 Sa., 03.12.1966

Bundesliga

1. FC Nürnberg - TSV 1860 München

2:2 (1:2)

1. FC NÜRNBERG:

Wabra,

Hilpert, Popp,

Leupold, L. Müller, Reisch,

Greif, Wild, Brungs, H. Müller, Volkert

Trainer: Vincze

Tore: 1:1, 2:2 Brungs (21., 51.)

TSV 1860 MÜNCHEN:

Radenkovic,

Patzke, Steiner,

Lutz, Reich, Perusic,

Zeiser, Küppers, Brunnenmeier, Grosser, Rebele

Trainer: Merkel

Tore: 0:1 Küppers (20.), 1:2 Rebele (27.)

-

Schiedsrichter: Tschenscher

Zuschauer: 35.000

Besondere Vorkommnisse: Keine

Spielbericht aus der FCN - Vereinszeitung Nummer 12 vom Dezember 1966

Das Gastspiel des Deutschen Meisters endet unentschieden

Endlich hat Dame Fortuna auch einmal dem Club zugelächelt. Der drohende Regen blieb aus und es kamen mehr Zuschauer zu diesem 8. Heimspiel als je in dieser Spielsaison. Die Hoffnung auf einen durchschlagenden spielerischen Erfolg allerdings erfüllte sich nicht. Wenauers Vertretung durch Ludwig Müller konnte noch nicht irritieren, als aber das Fehlen Strehls angekündigt wurde, war die Enttäuschung spürbar - mit Recht, wie der Verlauf der ersten Spielhälfte bedauerlich klar bestätigte.

Die Gäste traten mit der gleichen Mannschaft an, wie drei Tage vorher bei ihrem Europa-Cupspiel und sie legten mit dieser eingespielten Elf ein Spiel hin in dieser ersten Halbzeit, das ähnlich überzeugte, ja verblüffte, wie die Lektion, die sie selber am Mittwochabend durch Real in Madrid hinnehmen mußte. Und wie dort in der zweiten Spielzeit die spanische Lektion zu Ende war, so auch in Nürnberg die der 60er. Und noch eine Parallele: dort wie hier entschied ein Fehler des Torwarts Radenkovic's.

Uns Nürnbergern aber haben diese drei Viertelstunden hinreichend gelangt. Alles ließ bedrückt die Köpfe hängen, innerhalb wie außerhalb der Aschenbahn. Unsere Vertretung wurde durcheinandergeschüttelt, spielte konfus, aufgeregt und fand weder zu ruhiger Überlegung noch zu einem System. Souverän schalteten und walteten über lange Strecken die Münchener, dem Club blieb nur die Abwehr. Aber - Fortuna lächelte ja!

Sie bescherte uns zweimal das Ausgleichstor und hob damit die erschreckte Elf auf den Schemel, von dem aus sie endlich nach den sehr, sehr hoch hängenden Punkten greifen konnte. Und beinahe hätte sie nun neben dem einen fast auch noch den anderen erwischt. Die 60er zeigten eine Reife im technischen und taktischen Können, wie nie jemals zuvor in Nürnberg. Elegant, schnell, modern im zügigen Angriff, ließen sie unsere ersatzgeschwächte Elf überhaupt nicht zu Sammlung und Ruhe kommen. Zwei Treffer mußten sie ihrer Leistung entsprechend eigentlich schon erzielt haben, bis durch Freistoß ihr Führungstor fiel. Wohl ein halbdutzendmal hatte ihre Abwehr im Übermut des Sicherheitsgefühls unsere in den freien Raum laufenden Stürmer abseits gestellt, bis sie in die Grube, die sie graben wollte, selbst hineinfiel. Herr Tschenscher und die Linienrichter hatten aufgepaßt und richtig gesehen und entschieden. - Trotz des verschenkten Tores kamen die 60er nicht aus dem Tritt, die Unsrigen nicht zum Trittfassen und es bedurfte schon Dame Fortunas weiterer Protektion, daß wir nur mit l :2 im Rückstand in die Pause gehen konnten.

Darnach endlich ein völlig umgewandeltes Bild! Kampfspiel in verschärfter Gangart, ausgeglichene Leistungen und Chancen nunmehr auch für den Clubsturm. Brungs heute - mit Ludwig Müller zusammen - Clubbester, konnte auf Flanke von rechts und nach schwacher Abwehr von Radenkovic ausgleichen und es wuchs manchmal sogar recht greifbar deutlich die Hoffnung auf Sieg. Das wäre aber wohl des Guten zuviel gewesen. Am Ende konnten beide Partner mit dem Remis zufrieden sein.

Zur Kritik des Clubspiels sei nur ergänzt, daß die allzulange anhaltenden Deckungsfehler und der Mangel an jedem Zusammenhang der Gesamtheit zur Last fallen. Die jungen Kräfte auf der linken Angriffsreihe brauchen Zeit und gerade solche Prüfungsaufgaben, um Routine zu erwerben. Das zeigte sich schon in der 2. Spielhälfte, wo sie wesentlich besser bestanden. Schließlich hatten sie in Lutz und Patzke Widersacher vom Format der Nationalspieler. Da bleibt eher die Figur Wild das Problem des Clubs! Wohl einer der begabtesten aller Clubspieler, aber unzuverlässig in Form und Kondition, stellt sich die Frage, wie lange diese Situation noch tragbar erscheint.

Im Gesamteindruck dieses Bundesligaspiels bestätigten beide Partner das hocherfreuliche Bestreben, sich von jeder sturen Mauertaktik abzukehren. Die Offensive schuf beiderseits in buntem Wechsel spannende Spielzüge und mitreißende Kampfszenen vor den Toren. Solche Leistungen werden die Zuschauer wieder in die Fußballstadien zurückbringen.

Pelzner

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