Als der Club vor sechs Wochen den 1. FC Köln auf schneebedecktem Boden 3:0 schlug, wurden manche Stimmen laut, die den Nürnbergern nachsagten, sie hätten das Spielfeld nicht räumen lassen, um mit Hilfe des Schnees den Kölner „Fußball-Expreß" zu bremsen. Dieses Mal konnte sich Franz Kremers Truppe auf einer Rasenfläche tummeln, die bei aller Glätte technisch versierten Mannschaften wohl kaum zum Verhängnis werden konnte. Die Kölner entfachten vor rund 35 000 Zuschauern zuweilen auch einen Wirbel, der an ihre Glanztage erinnerte, doch er war räumlich begrenzt und endete zumeist vor dem Nürnberger Strafraum.
Dadurch konnten die Gäste zwar den Schönheitspreis, aber nicht den Sieg erringen. Genau besehen, erspielten sich die Kölner weniger torreife Gelegenheiten als in jener bereits angeführten „Schneepartie". Zweimal jedoch hatte der Club großes Glück. Außenläufer Benthaus und der weit aufgerückte Verteidiger Rumor trafen mit wuchtigen Schüssen nur Pfosten und Querbalken. Für Wabra hätte es in beiden Fällen nichts mehr zu halten gegeben.
Der 1. FCN operierte auch in dieser Begegnung klüger als sein bislang so gefürchteter Rivale. Er ließ die Kölner getrost im Mittelfeld brillieren, um im Bereich der wirklichen Gefahrenzone, dank einer gut gestaffelten und bissigen Abwehr, aus der Wenauer, L. Müller und Ferschl besonders hervorragten, dem schillernden Spiel der Gäste umso energischer Einhalt zu gebieten.
Außerdem wurden auch die Nürnberger immer wieder offensiv und ihre zwar selteneren Gegenangriffe und Drangperioden waren, da zumeist auf unnötige Schnörkel verzichtet wurde, weitaus gefährlicher.
Tasso Wild, Heinz Strehl und Rolf Wüthrich bildeten einen effektvollen Innensturm, der keinen Ball verloren gab und der Kölner Abwehr im Verein mit Toni Allemann gehörig zusetzte.
In den ersten Spielminuten hatte es den Anschein, als ob der deutsche Meister mit einer defensiven Marschroute nach Nürnberg gekommen wäre. Aber da auch der Club zunächst keine Anstalten machte, offensiv zu werden, begannen die Rheinländer zu stürmen und in der 13. Minute kam es nach einem leichtsinnigen Rückpaß von Ferschl zu einer turbulenten Szene vor dem Clubtor. Sturm angelte sich das Leder und drosch den Ball auf das von Wabra verlassene Gehäuse. Doch drei, vier Nürnberger Abwehrspieler warfen sich in die Schußbahn und konnten den Einschlag verhindern. Der abgewehrte Ball sprang Benthaus vor das Schußbein und dessen Bombe landete am Pfosten. Die Gäste blieben weiterhin am Drücker, aber in der 20. Minute konterte der Club.
Allemann schob nach einem Eckball das Leder zu Wüthrich. Der Clubhalbrechte flankte maßgerecht zu Heinz Strehl und der Nürnberger Mittelstürmer überlistete mit einem Kopfball den falsch postierten Kölner Schlußmann.
Die Rheinländer antworteten mit wütenden Gegenangriffen und brachten eine überaus harte Note ins Spiel. Vor allem Hemmersbach und Weber leisteten sich allerhand Derbheiten. Allerdings mischten auch einige Nürnberger mit und der revanchelüsterne Ferschl hatte Glück, nach einer Häkelei mit Thielen nicht in die Kabine geschickt zu werden. Zuvor aber stand Fortuna dem 1. FCN bei einem Lattenschuß von Rumor zur Seite, der nach einem mißglückten Absatzkick von Greif in Ballbesitz kam und nicht lange fackelte. Kurz vor der Pause wollte der Club das 2:0 erzwingen. Minutenlang wurden die Kölner eingeschnürt. In dieser Phase verlor Rumor die Nerven und schleuderte den Nürnberger Greif nach „Catcherart" zu Boden. SR Regely drückte erneut beide Augen zu und ließ Gnade vor Recht ergehen.
Nach Seitenwechsel versuchten die Kölner nochmals das Blatt zu wenden, aber ihr Angriffsschwung begann bald zu erlahmen und in der letzten halben Stunde dominierte der Club.
Blitzschnelle Steilangriffe brachten die bis dahin gut aussehende Gästedeckung ins Wanken. L. Müller verfehlte nach einer Allemann-Flanke nur knapp das Ziel. Ein Kopfball von Wild strich um Zentimeter am Tor vorbei und dann vergab Greif eine glasklare Möglichkeit.
In der 78. Minute jedoch klappte es. Wüthrich schickte Tasso Wild mit einem Musterpaß auf die Reise und der Clubhalblinke wagte einen Sturmlauf über gut 40 Meter. Die Kölner erkannten die Gefahr viel zu spät. Auch der herausstürzende Schumacher konnte nicht mehr retten, denn Wild setzte den Ball kaltblütig zum 2:0 ins Netz.
Damit hatte der Club zum zweiten Mal innerhalb von sechs Wochen einen verdienten Sieg über seinen großen Rivalen und Angstgegner errungen.
A. W.