Die Eintracht ist ab ihres gekonnten Spiels in Nürnberg ein gern gesehener Verein. Auch diesmal lockte sie eine große Zahl von Zuschauern an. Trotz des Fehlens von zwei hervorragenden Spielern zeigte die Eintracht gleich von Anfang an ein taktisch kluges Spiel, zu dem sich unsere Leute nicht recht einstellen konnten. Statt mit der gleichen Spielweise - dem Flügelspiel - und weiten Pässen zu kontern, glaubte unsere Mannschaft mit engmaschigen und umständlichen Kombinationen durchkommen zu können. Wenn auch der gute Wenauer und der nicht schlecht spielende Loos es wiederholt verstanden haben, Einzelaktionen von Eintrachtstürmern zu unterbinden, so konnte unsere Abwehr im ganzen gesehen doch nicht verhindern, daß die Eintracht bereits nach einer Viertelstunde zu einem Treffer kam. Ein Torabstoß soll der eigenen Mannschaft durch Aufnahme des Balles die Möglichkeit zur Angriffsentfaltung geben. Oft wurde der von Wabra weit ins Feld geschlagene Ball vom langen Mittelläufer der Eintracht abgefangen und mit dem Kopf an einen seiner nächsten Mitspieler weitergeleitet, so daß sich unsere Spieler erst wieder um den Ball bemühen mußten. An sich ist gegen enge Kombinationen, notfalls unter Einschaltung des einen oder anderen Läufers, nichts einzuwenden, sofern sie rasch mit dem Ziel vorgetragen werden, einen der Stürmer freizuspielen. Das braucht aber nicht bis in den gegnerischen Strafraum zu geschehen, sondern von einem Stürmer erwartet man, daß er auch aus größeren Entfernungen mit einiger Sicherheit schießen kann. Zenger tat es und schon war der Ausgleich geschaffen. Leider war unsere Abwehr nach dem Ausgleich immer noch nicht in der Lage, die Konsequenzen (Staffelung!) aus dem weitgreifenden Angriffsspiel der Eintracht zu ziehen und die Quittung war ein zweiter Treffer der Eintracht.
Kurz nach dem Wechsel errang Müller zwar den Gleichstand, aber die Eintrachtstürmer wurden, wie in der ersten Halbzeit, ungenügend oder gar nicht gedeckt. Sonst wäre der Sololauf eines gegnerischen Stürmers unmöglich gewesen, der das dritte Tor schoß. Ein Weitschuß von Schmid egalisierte und man mußte sich fragen, warum nicht öfters derartige Weitschüsse riskiert wurden, nachdem der Torhüter von Eintracht nicht gerade einen sicheren Eindruck beim Fangen des Balles machte. Während der knappen Viertelstunde vor Spielschluß legte nun unsere Mannschaft ein Spiel hin, wie wir es schon vordem gern gesehen hätten. Jeder Spieler gab sein Bestes. In einer solchen Form, aber nur in einer solchen Form, braucht unsere Mannschaft keine Elf der Oberliga zu scheuen. Morlock, immer noch das treibende Moment im Angriff, stellte mit einem seiner gefährlichen Kopfballtore den Sieg sicher. Endstand 4:3.
Der Schiedsrichter hatte nicht immer das richtige Maß in der Beurteilung von Regelverstößen. Übrigens wurde dem SR aus Publikumskreisen wiederholt der Vorwurf gemacht, er beachte nicht die Vorteilregel. Eine Vorteilregel gibt es nicht. Lediglich Regel 5 (Pflichten und Befugnisse des Schiedsrichters) enthält eine Vorteilbestimmung. Darnach soll der SR die Regelwidrigkeit nur dann nicht ahnden, sofern er annimmt, dadurch der die Regel überschreitenden Mannschaft einen Vorteil zu verschaffen. Unserem Trainer bleibt noch viel Arbeit in der Erziehung seiner Schützlinge zum taktischen Spiel.
G. O.
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