Das letzte Treffen der Traditionsmannschaften findet am 4. Juni 1944 in Erfurt statt. Es ist ein Spiel um die Deutsche Meisterschaft. Die Paarung DSC gegen den Club hat am Ende des 5. Kriegsjahres weder an Reiz, noch an Volkstümlichkeit verloren. Vor 35000 Zuschauern stehen sich beide Teams in der Anlage des Mitteldeutschen Verbandes in Erfurt gegenüber, unter ihnen die Schlachtenbummler aus Nürnberg und Dresden. Gustl Rasch beschreibt die ersten Minuten wie folgt: "Erst vier Minuten lief das Spiel, als eine schwungvolle Kiste von Herder dem Deutschen Meister die erste große Chance gab. Blitzschnell nützte der talentierte Voigtmann die Situation aus und ehe Schäfer einzugreifen vermochte, führte der DSC bereits 1:0!" Dresden kann im weiteren Spielverlauf auf 2:1 davonziehen, dann sind es Nürnberger, die Dresden an den Rand einer Niederlage bringen. Aber Willibald Kreß im Tor zeigt sich von seiner besten Seite. Dann fällt die Entscheidung für den DSC. Billmann und Machate prallen zusammen und Schiedsrichter Multer entscheidet auf Elfmeter. Gegen den plazierten Schuß von Helmut Schön war keine Abwehrmöglichkeit gegeben - Dresden führt mit 3:1. Nun läßt sich die Elf des DSC nicht mehr überraschen. Dresden hat noch die Chance, auf 4:1 zu erhöhen, aber die Gelegenheit wird leichtfertig vergeben. Voigtmann schießt in einer aussichtsreichen Situation selbst, statt den Ball an Schön oder Hofmann weiterzuleiten. Mit etwas Glück und Entschlußfähigkeit der Stürmer wäre auch der Club in der Lage gewesen, den DSC zu stürzen. Doch dessen Sieg war verdient. Die Mannschaft spielte technisch und taktisch reifer als die des Clubs und hatte in Schön, Hofmann und Schaffer die besseren Stürmer.
(Bericht aus "100 Jahre Fußball in Dresden")
Nach Siegen über NSTG Brüx, VfR Mannheim und KSG Saarbrücken zog der Club ins Halbfinale zur Deutschen Meisterschaft ein. Gegner war der Dresdner SC. Die Sachsen hatten ihre Mannschaft, die 1940 und 1941 den Pokal und 1943 die Deutsche Meisterschaft gewonnen hatte, nahezu noch vollzählig beisammen. Sieben Nationalspieler hatten sie in ihren Reihen. Sie waren also vor 35000 Zuschauern in Erfurt klarer Favorit. Schnell lag der Club mit 0:2 im Rückstand, doch noch kurz vor der Pause glückte das Anschlußtor. Dann drängten nur noch die Nürnberger. Der Ausgleich lag in der Luft, wollte aber nicht fallen. Stattdessen hieß es nach einem Zusammenprall von Billmann und Machate Elfmeter für Dresden. Helmut Schön verwandelte den Strafstoß. "Liebe Soldaten", begann der Spielbericht in den Feldpostbriefen, "wo Ihr auch immer seid, es muß Euch gesagt werden, daß der alte und neue deutsche Meister nur selten einen schweren Kampf auszutragen hatte." Wer den Club schlägt, wird Meister. Das galt auch für Dresden. Mit einem klaren 4:0 gegen den Luftwaffen-Sport-Verein Hamburg gewannen die Sachsen die deutsche Meisterschaft. Ein gespenstisches Finale. Die NS-Führung wollte, obwohl sich ihre Niederlage in immer schärferen Konturen bereits abzeichnete, noch Stärke und Gelassenheit demonstrieren. Wichtige Fußballspiele durften also nicht ausfallen. Helmut Schön, der in diesem Finale einen Treffer zum Sieg beisteuerte, dachte noch Jahre später mit Schaudern an dieses Finale zurück: "Es war eine unmögliche Situation. Im ganzen Land, an der Front, waren die Menschen verzweifelt. Wir mußten dagegen Fußball spielen. Während des Spiels haben wir dann unsere ganze Verzweiflung vergessen. Wir zeigten noch einmal ein berauschendes Spiel. Zum letztenmal ... Unsere zweite Deutsche Meisterschaft errangen wir sozusagen mit einem Trauerflor."
(Bericht aus "Die Legende vom Club")
Titelverteidiger Dresden hatte zu seinem Halbfinalduell gegen Nürnberg mit Walter Dzur und Fritz Machate unerwartete Verstärkungen bekommen. Der 3:1-Sieg über den Altmeister freilich war ein Verdienst der taktischen Meisterleistung vom Trainer Köhler. "Wie der DSC den meist angreifenden 1. FCN schlug, war ein Schulbeispiel für den Sieg mit sorgfältig gesicherter Abwehr", lobte der "Kicker/Fußball" die Sachsen, die zum zweiten Mal in Folge ins Finale einzogen.
(Bericht aus "Vom Kronprinzen bis zur Bundesliga")
35000 begeisterte Zuschauer im Erfurter Stadion sahen eine packende Halbfinalpaarung, in der die Sachsen mit einem auch in der Höhe verdienten 3:1-Sieg über den 1. FC Nürnberg den Einzug ins Finale schafften. Interessant dabei, daß der DSC mit diesem Sieg im 20. Vergleich mit zehn Siegen und neun Niederlagen die Bilanz für sich entscheidet! Die junge neuformierte Mannschaft des 1. FC Nürnberg hatte gegen die routiniert aufspielende Mannschaft des Dresdner Sport-Clubs nichts entgegenzusetzen. Schon in der 4. Minute gingen die Sachsen durch Voigtmann mit 1:0 in Führung. Als Machate in der 26. Minute auf 2:0 für den DSC erhöhte, schien die Partie gelaufen. Doch ein verwandelter Elfmeter eine Minute vor dem Wechsel durch den Nürnberger Hettner ließ bei den Franken nochmals Hoffnung aufkommen. Schön war es vorbehalten, mit einem verwandelten Foulelfmeter in der 71. Minute den 3:1-Endstand herzustellen.
(Bericht aus "100 Jahre Dresdner Sport-Club - Titel, Tore, Triumphe")
Der DSC schickt sich an, die erfolgreiche Pokalverteidigung der Jahre 1940 bis 1941 mit der Viktoria für 1943 und 1944 zu wiederholen. Die zweijährige Thronbesteigung wurde in der Meisterschaft vom Club, Hertha und Schalke fünfmal schon vorgemacht, in beiden Wettbewerben zusammen ist sie noch nicht gelungen. Neun Spieler jener Mannschaft, die den Pokal gewann, und neun auch von der vorjährigen Endspielelf stehen im neuen Finalkampf, darunter sechs Nationalspieler. Darum ist es für die Nürnberger und ihren tüchtigen Schmidt Bumbes (der in 15 Monaten zwei völlig neue Meistermannschaften herangebildet hat) sicherlich ein Auszeichnung, den DSC an den Rand einer Niederlage gebracht zu haben. Der DSC ist ein Meister der Taktik - gewiß; aber es scheint, daß er über der Ökonomie des Spiels und der zweckmäßigsten Zusammenarbeit Schwung und Tempo vernachlässigt. Man spürt zu wenig Spielbesessenheit und zuviel Vorsicht oder auch Rücksicht auf die Eigenart des Gegners. Dieses Abfühlen dämpft die Begeisterung des eigenen Temperaments, wie sie aus Spiellust, Mutwille und Trotz schwellt und in der weit weniger routinierten Elf der Nürnberger natürlicher sich gibt. Das sachliche Spiel des Deutschen Meisters entfacht nicht den Beifall, wie er Schalkes Kreiselspiel oder den Parademannschaften Wiens gerne folgt; aber es ist gewiß nicht weniger gekonnt. Doch sahen wir die Dresdner schon elanvoller übers Feld stürmen und wir möchten glauben, daß sie es noch ebenso können; wenn sie erst wieder das 7-Stürmerspiel einschalten. In taktischen Dingen macht dem DSC keine deutsche Elf etwas vor. Nun hat es verschiedene Gründe für die in Erfurt eingeschlagene Methodik der Sachsen. Die Außenläufer zeigten sich in weniger starker Form, als wir sie in großen Treffen gewohnt sind. Das mag ihr Verharren in der Deckung bestimmt haben. Sie waren diesmal nicht die Motore des Angriffs und überließen die Verbindung den taktischen Meistern des DSC-Spiels, den Halbstürmern Schön und R. Hofmann. Wir wir nach dem Vorschlußrundenkampf dann von Dresdner Seite hörten, hatte das Saarbrücker Ergebnis den DSC zu erhöhter Vorsicht gemahnt. So tastete er seinen Gegner also aus der Abwehr ab und gab zugleich im Verlauf der ersten 25 Minuten ein überzeugendes Lehrspiel von der dankbaren Taktik, den Gegner aus der gesicherten Verteidigung heraus zu schlagen. So scheinbar leicht und selbstverständlich fielen die beiden ersten DSC-Treffer, daß man sich auf ein halbes Dutzend schon gefaßt machte. Der Erfolg gab der eingeschlagenen Spielweise recht. Doch wird sie erst möglich in der überlegenen Routine des Deutschen Meisters. Die Gangart des DSC sah bisweilen - verglichen mit dem nimmermüden Elan des Clubs - etwas bequem und verhalten aus. Aber in den entscheidenden Sekunden strafften sich die Spieler zur konzentrierten Leistung. So billig die Dresdner Treffer aussahen, von den Nürnberger Stürmern wären sie nicht gemacht worden, weil sie diese perfekte Ballbehandlung und Kombinationsschliche nicht beherrschen. Doch wurde der DSC vorzeitig müde und im Kriterium des Treffens zwischen der 60. und 71. Minute hätte er bei aller zutage getretenen Spielsicherheit geschlagen werden können, wenn das Glück den Nürnbergern hold gewesen wäre.
(zeitgenössischer Bericht aus einer unbekannten Zeitschrift)